Monopoly oder Minecraft

Spieletipps nicht nur für Weihnachten

67:07 Minuten
Monopoly Spielfeld mit Schlossallee und Badstraße.
„Gesellschaftsspiele geben uns Spaß, Unterhaltung, Ablenkung, große Gefühle“, sagt Christina Valentiner-Branth, Leiterin der Brettspielakademie in Reinbek bei Hamburg. © imago / Sven Ellger
Moderation: Gisela Steinhauer · 11.12.2021
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Die Wintertage sind kurz, Corona lässt uns mehr zu Hause bleiben, als uns lieb ist. Gutes Mittel gegen Langeweile und Lagerkoller sind Spiele. Ob Brett-, Karten- oder Computerspiele – sie erleben einen wahren Boom. Welches ist Ihr Lieblingsspiel?
Ein Haus auf der Schlossallee bauen und bei „Monopoly“ ordentlich abkassieren, möglichst viele gegnerische Spielfiguren bei „Mensch ärgere Dich nicht“ vom Brett fegen oder die Inselwelt von „Catan“ besiedeln. Etwa 34 Millionen Deutsche spielen mindestens einmal im Monat Gesellschaftsspiele, ob analog oder digital. Auch Computerspiele boomen: Sechs von zehn Menschen hierzulande greifen zumindest gelegentlich zu Strategie-, E-Sport- oder Glücksspielen. In diesen Corona-Zeiten hat das Spielen einmal mehr Konjunktur. Zeitweise kamen die Hersteller mit den Lieferungen kaum mehr nach. Warum spielen wir, und was macht das Spielen mit uns?

„Ein Gesellschaftsspiel ist ein waschechtes Bildungsmedium“

„Gesellschaftsspiele geben uns Spaß, Unterhaltung, Ablenkung, große Gefühle“, sagt Christina Valentiner-Branth, Leiterin der Brettspielakademie in Reinbek bei Hamburg. „Und all das ganz analog, ohne Bildschirm, ohne Kopfhörer, ohne Tastatur. Wir sind direkt und echt in Kontakt. Wir fühlen, fluchen, freuen uns über Siege und ärgern uns über unverdientes Pech. Wir bestehen Abenteuer, gegeneinander oder im Team gegen das Böse. Und darüber vergessen wir einen Moment das reale Weltgeschehen.“

Christina Valentiner-Branth testet seit rund zwei Jahrzehnten Brett- und Gesellschaftsspiele. In ihrer Akademie bildet sie Lehrer*innen, Bibliothekar*innen und Therapeut*innen aus, wie sie Spiele in ihre Arbeit einbeziehen können.
Ihre Überzeugung: „Ein Gesellschaftsspiel ist ein waschechtes Bildungsmedium, genauso wichtig wie ein Buch. Wenn Kinder spielen, lernen sie automatisch wichtige Fähigkeiten wie Impulskontrolle, Selbstorganisation und Konzentration. Sie trainieren ihr Arbeitsgedächtnis, ihre Empathie und Selbstfürsorge.“ 
Ihr Tipp für neue Spielideen: die Homepage des Vereins „Spiel des Jahres“.

Der Reiz der Computerspiele

„Per se ist es gar nicht so unterschiedlich, ob ich am Tisch spiele mit Freunden oder online“, sagt Martin Geisler; der Medienpädagoge leitet das Institut für Spiel- und Medienkultur an der Ernst-Abbe-Universität Jena. „Aber ich habe online gleichzeitig die Möglichkeit, sich in diesen Erlebniswelten zu begegnen und dort in Rollen zu schlüpfen, als Avatare, denen ich Namen geben kann und Attribute. Und als dieser Avatar erlebe ich Abenteuer in einer optisch extrem schönen Welt, mit Musik. Ich gehe da rein und fühle mich als Superpolizist oder Held. Das ist auch ein Wirksamkeitsgefühl.“
Der ehemalige Sozialarbeiter möchte die Computerspiele aus der Ecke des Zockens und der Gewaltverherrlichung herausholen. Er sieht sie als wichtiges Kulturgut und ebenbürtig mit den traditionellen Gesellschaftsspielen. Das sei auch eine Altersfrage. Es wachse mittlerweile eine Generation heran, die mit Selbstverständlichkeit eben auch online spiele, so Martin Geisler.
Sein Rat an Eltern: „Ich würde in den Dialog mit meinem Kind treten: Was hast du für Interessen: Abenteuer, etwas Erzählendes, Rollenspiel? Und dann genau schauen, was es sein könnte. Und ganz wichtig: Das Spielen weiter begleiten.“
Seine Empfehlung für geprüfte Computerspiele: das Portal „Spieleratgeber NRW“.
Monopoly oder Minecraft – Spieletipps nicht nur für Weihnachten
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Martin Geisler vom Institut für Spiel- und Medienkultur und mit der Expertin für Gesellschaftsspiele Christina Valentiner-Branth. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
(sus)
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