Fachtagung "SpielKlima"

Das Klima per Controller retten

08:36 Minuten
Auf einer Illustration sitzen mehrere Pinguine auf einem Eisberg, im Hintergrund sind Wolken zu sehen.
Pinguine im schmelzenden, nicht mehr ewigen Eis: Wer rettet sie? Mit einem Computerspiel ist das möglich. © imago / Panthermedia
Linda Breitlauch im Gespräch mit Nicole Dittmer · 03.05.2022
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Eine Fachtagung bringt Gamedesignerinnen und Klimaexperten zusammen. Das Ziel: die Zusammenarbeit stärken, den Klimawandel auf der Spielebene erfahrbar machen. Das könnte nachhaltiger sein als so manche Aufklärungsbroschüre.
Derzeit finden die Berliner Energietage statt, ein großer Kongress zum Thema Energiewende und Klimaschutz. Teil davon ist die Fachmesse „SpielKlima“, die Klimaexperten und Spieleentwicklerinnen zusammenbringt und ausloten soll, wie man deren Zusammenarbeit stärken kann. Mehrere Tage tauschen sich dort Expertinnen und Experten aus den Bereichen Gamedesign, Psychologie oder Umwelt- und Klimaberatung aus.

Wissen vermitteln und erfahrbar machen

Spiele können nicht nur Wissen vermitteln und den Klimawandel erfahrbar machen, auch in der Entwicklung selbst ist Nachhaltigkeit ein Thema: Wenn es zum Beispiel um den Energieverbrauch beim Spielen geht oder darum, wie lange es neue Games für ältere Konsolen gibt.
Zu den vorgestellten Ideen zählt etwa ein Brettspiel mit dem Ziel, die eigene Energiefirma auf nachhaltige Energieträger umzustellen, ohne dass in Europa der Strom ausfällt. Computerspiele simulieren mit VR-Brille die Reise eines Pinguins durch das Eis oder nutzen in einem Zeitreisespiel wissenschaftlich berechnete Zukunftsszenarien, die es mit klimafreundlichem Handeln zu verhindern gilt.

Komplexe Prozesse

Linda Breitlauch, Professorin für Gamedesign an der Hochschule Trier und Chefin der Entwicklungsfirma "Skilltree", lobt solche Spiele dafür, dass sie komplexe Vorgänge verständlich und nachvollziehbar machen. So könnten beispielsweise die Auswirkungen des Klimawandels durch Zeitraffer im Spiel erfahrbar werden. Die Spieler könnten lernen, was in 20 oder 30 Jahren passiere - wenn sie nichts dagegen unternehmen.
Die Spiele in diesem Bereich werden "Serious Games" genannt und drehten "oft nicht das ganz große Rad", sagt Breitlauch. So gebe es viele Spiele, die sich mit dem Thema Mülltrennung beschäftigten. Doch die Entwicklung dieser Spiele sei hochspannend, da Wert darauf gelegt werde, die Datenlage zum jeweiligen Thema seriös darzustellen. Das gelingt dann nur in Kooperation mit Klimaforschern und anderen Experten.

Unangenehme Neuigkeiten

Auch Ulrike Winkelmann, Chefredakteurin der "taz", hält die Stärkung des Umweltbewusstseins durch Spiele für eine gute Idee. Sie könne sich von solchen Spieledesigns tatsächlich überzeugen lassen, wieder mehr zu spielen, betont sie. Mit Blick auf das eigene „sieben- oder achtjährige Ich“ mahnt sie aber zur Vorsicht angesichts der schweren Themen, die dort verhandelt werden:
"Das sind wirklich unangenehme Neuigkeiten, die man möglicherweise in zartem Alter erfährt. Ansonsten finde ich es aber toll, dass das Thema Klima auch auf diese Weise in die kulturelle Diskussion und Wahrnehmung eindringt." Spiele hätten die Macht, Bilder zu setzen und das Vorstellungsvermögen zu entzünden.
(rwh/ahe)

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