Für Kinderarmut gibt es verschiedene Definitionen. Oft hängen diese mit der Armut der Eltern zusammen. Laut Weltbank gilt als arm, wer weniger als 1,90 Dollar pro Tag auskommen muss.
Absolute Armut bedeutet, dass ein Kind aus materiellen Gründen nicht in der Lage ist, seine Grundbedürfnisse zu befriedigen. Ein Leben in Armut bedeutet häufig Hunger oder dass man sich keine Medikamente leisten kann. Auch der Zugang zu Bildung oder Wohnraum ist armen Jungen und Mädchen nicht möglich.
In Deutschland sprechen Experten eher von relativer Armut. Davon ist die Rede, wenn das Einkommen der Familie unter dem durchschnittlichen Einkommen eines Landes liegt. Die relative Armut orientiert sich also am sozialen Umfeld eines Menschen. Sie bezieht sich, anders als die absolute Armut, vor allem auf soziale Ungleichheit.
"Es ist schwierig, der Armut zu entkommen"
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Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt – und dennoch leben hierzulande rund 2,8 Millionen Kinder in Armut. Trotz aller sozialpolitischer Maßnahmen werde die Armut regelrecht vererbt, sagt die Soziologin Carolin Butterwegge.
Das Problem der Kinderarmut ist schon lange bekannt, bleibt aber ungelöst, sagt die Autorin Carolin Butterwegge. Die Sozialwissenschaftlerin hat zusammen mit ihrem Mann, dem Armutsforscher Christoph Butterwegge, das Buch "Kinder der Ungleichheit" verfasst.
2,8 Millionen arme Kinder in Deutschland
Die Zahlen seien konstant hoch, sagt Butterwegge. Je nachdem, wie man Armut bemesse, gebe es in Deutschland rund 2,8 Millionen arme Jungen und Mädchen. Sie seien von relativer Armut betroffen. "Sämtliche politischen Gegenmaßnahmen haben bisher nicht dazu geführt, dass sich das Problem in irgendeiner Form gelöst hätte."
In Deutschland werde in der Regel von relativer Armut gesprochen. Dabei gehe es um Kinder, die in einem einkommensarmen Haushalt leben. Es gebe verschiedene Methoden, das zu messen.
In Deutschland werde in der Regel von relativer Armut gesprochen. Dabei gehe es um Kinder, die in einem einkommensarmen Haushalt leben. Es gebe verschiedene Methoden, das zu messen.
So gelte ein Haushalt entweder als arm, wenn er weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens erziele. Oder eine andere Berechnungsform definiere Kinder als arm, wenn die Familie Hartz-IV beziehe.
Die Forschung zeige, dass Eltern das wenige Geld, das einer einkommensschwachen Familie zur Verfügung stehe, vor allem für die Kinder ausgeben, sagt Butterwegge. Es sei für arme Eltern schwer, ihre Kinder gesund zu ernähren. Auch an Zahnhygiene mangele es häufig. Es gebe auch ein Problem mit Übergewicht, wie Schuluntersuchungen zeigten.
Arm zu sein, bedeute für Kinder, dass oft auch die notwendige Kleidung fehle, beispielsweise Stiefel oder Winterjacken in der kalten Jahreszeit. Kindergeburtstage kämen öfter nicht zustande oder es fehle das Geld für ein Geburtstagsgeschenk, viele Wohnungen seien für Feiern zu klein.
Das wirke sich auf die sozialen Kontakte aus, so die Sozialwissenschaftlerin. Kinder aus armen Familien hätten oft weniger Freundschaften.
Armut vererbt sich oft
"Es ist schwierig, der Armut zu entkommen", sagt die Buchautorin. Armut habe die Tendenz, sich zu vererben. Es gebe zwar positive Beispiele von Menschen, denen es dank eigener Anstrengungen gelinge, sich aus dieser Lage zu befreien. Aber das Risiko sei groß, arm zu bleiben.
Carolin Butterwegge, Christoph Butterwegge: "Kinder der Ungleichheit. Wie sich die Gesellschaft ihrer Zukunft beraubt"
Campus Verlag, 303 S., 22,95 Euro