Soundarchäologe Paul Paulun

Ein gutes Fundstück muss "Klick machen"

14:06 Minuten
Transparente Audiokassette.
200 sehr besondere Audio-Fundstücke hat Paul Paulun schon aus den Archiven geholt und im Kompressor präsentiert. © picture alliance / imageBROKER / Bernhard Jaubert
Paul Paulun im Gespräch mit Massimo Maio · 05.02.2021
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Ob Klangkunst oder Sound-Experiment: Soundarchivar Paul Paulun wählt aus einem Fundus von Tausenden Stücken, die er in den Sound-Archiven dieser Welt entdeckt und ausgesiebt hat, unsere Fundstücke aus. 200 hat er schon zusammengetragen.
Ob Sprachspiel, Tiermusik, aus der Ethnologie, der Medienkunst oder der Kindererziehung – Paul Pauluns "Fundstücke" sind radiofone Miniaturen, die Geschichten erzählen, einen auf akustische Reisen mitnehmen oder Situationen dokumentieren. Fundstücke können Gedichte, Studioproduktionen, Field Recordings oder etwas ganz anderes sein. Seit 2015 werden sie regelmäßig im Kompressor ausgestrahlt.

Intensive Hörarbeit

Anlässlich der 200. Episode erklärt der Soundarchivar, was eine Aufnahme zum Fundstück mache. "Das muss einfach Klick machen beim Hören", sagt er über seine Audio-Fundstücke und sie müssen verschiedene Kriterien erfüllen: Nicht länger als zwei Minuten sollen sie sein, unterhalten und einen "eigenen Blick auf Dinge offenbaren". Über seine Fundstücke sagt er: "Ich liebe die alle und kann gar kein Ranking aufstellen."
Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass er mal 200 Sound-Fundstücke präsentieren würde. Er hätte eher so mit 50 Stück gerechnet, sagt Paulun. "Als dann die 100 kam, habe ich mich gefreut", sagt er, habe aber auch da noch nicht an die 200 gedacht.
Angefangen habe es mit seinem privaten Archiv, doch schon lange stöbert er auch in anderen Archiven und Datenbanken. "Das ist intensive Hörarbeit", sagt Paulun."Ich bin durch die Arbeit mit den Fundstücken tatsächlich zum Soundarchäologen geworden", so Paulun.

Fundstück 200: Andrea Tippel – "Ich Und Sie"

Für die 200. Fundstückfolge hat Paulun einen Ausschnitt aus einer Audio-Performance der Berliner Künstlerin Andrea Tippel gewählt. Ihr Roman "Ich und Sie" funktioniert wie ein ewiger, bildhafter Moment – und besteht lediglich aus Wörtern mit drei Buchstaben. Auf 123 handgeschriebenen Seiten hat Tippel sie zwischen 1993 und 2009 zu einer Geschichte organisiert.
Immer wieder hat sie über die Jahre an ihrem Küchentisch aus dem Skript gelesen. Dabei hat sie sich mit dem einfachen Equipment aufgenommen, das ihr zur Verfügung stand. Die Performances der gelernten Schauspielerin gehören zu den schönen Gelegenheiten, bei denen sich Sprache abseits ihrer üblichen Pfade beobachten lässt.
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