Silvesterbräuche in Irland

Schwarzhaarige Männer und ein Weihnachten für Frauen

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Silvester-Feuerwerk in Kleeblattform
In Irland dürfte das Silvester-Feuerwerk zwar sparsamer ausfallen, dafür hat das Land aber noch andere schöne Neujahrsbräuche. © imago images / Shotshop
Von Harald Jüngst · 31.12.2020
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Obwohl man auch in Irland dieses Jahr nicht überschwänglich feiern kann, gibt es viele interessante Bräuche und Traditionen, die immer noch gepflegt werden, zum Beispiel mit einem Festtag nur für Frauen.
Irische Silvesterbräuche und -traditionen sind auf der Insel teilweise noch sehr bedeutsam, denn sie bestimmen, ob das kommende Jahr von Glück oder Unglück geprägt sein wird. Diese Bräuche muten manchmal etwas kurios an und die Iren und Irinnen zelebrieren sie mit Humor und einem oder mehreren Augenzwinkern.
Da coronabedingt Pubs und andere öffentliche Partylocations zu Silvester geschlossen sind, besteht in diesem Jahr durchaus auch die Wahrscheinlichkeit des zusätzlichen Erinnerns und Praktizierens alter Traditionen eher in familiären und häuslichen Gefilden.
Fetzige Dance-Tunes mit entsprechender Stimmung sind zum diesjährigen Jahreswechsel in Irland leider tabu.
Auch die Tradition, sich Silvester bei Hauspartys unter dem von der Zimmerdecke baumelnden Mistelzweig zu küssen, wird auf der grünen Insel in diesem Jahr ausfallen müssen.

Zeit zum Relaxen und Feiern

Apropos Tradition: Schaut man in Irlands keltische Historie, dann verschieben sich unsere gewohnten Jahreswechsel-Koordinaten, erzählt Journalist Reuben Ó Conluain:
"Die Kelten haben damals die Wetter-, Meeres- und Pflanzenveränderungen in der Natur genau beobachtet: Dabei stellten sie fest, dass bereits im Herbst – zu Halloween – die Natur durch frühes Knospen und Blühen das neue Leben präsentierte. Damit begann für die Kelten das neue Jahr, das alte hatte sich somit gen Herbstende verabschiedet. Zugleich war dann auch die Ernte eingefahren, die harte Arbeit war getan und die Nahrung gelagert. Jetzt war die Zeit zum Relaxen und Feiern."
Beim Neujahrsbesuch bringen Gäste in Irland schon mal ein Fläschchen Whiskey vorbei oder auch Kuchen – mitunter als Erinnerung an Zeiten der Not, aber auch als Zeichen der Wärme ein Stück Kohle. Und dann gibt es "The First Footing" – "Die allererste Begegnung".

Schwarzhaarige Männer bringen Glück

"Wenn die erste Person, die das Haus betritt, schwarzhaarig und zudem ein Mann ist, gilt das als sehr gutes Omen für das neue Jahr. In manchen Familien wird aber auch eine schwarze Katze akzeptiert. Zudem laufen Kinder mit schwarzem Haar durchs Dorf, klopfen an die Türen und werden dann mit Süßigkeiten, Kuchen und einer kleinen Geldspende belohnt."
Gepökeltes Rindfleisch mit Gemüse und Kartoffeln wird mitunter immer noch als traditionelles Silvestermahl aufgetischt und in üppigen Mengen verzehrt. Das sättigende Wohlgefühl möge so auch das Neue Jahr bestimmen. "Oiche Na Coda Mhoira" – diese "Nacht der großen Portion" gilt besonders im ländlichen Irland als Synonym für Silvester.

Weihnachten zu Ehren der Frauen

Das neue Jahr beginnt mit dem sich zunehmender Beliebtheit erfreuenden "Nollaig na mBan" – auch "Little Christmas" oder "Women's Christmas" genannt, sagt Ó Conluain:
"Dieser ganz besondere Tag wurde nach all dem Weihnachtsstress den Frauen gewidmet. Dann nämlich kocht der Vater und alle Männer im Haushalt kümmern sich um die Frauen. Zudem werden jeweils am 6. Januar jede Menge Veranstaltungen angeboten, bei denen ausschließlich Frauen zusammen feiern können. Da werden ganze Restaurants reserviert, es gibt Literaturabende und Konzerte. Außerdem feiern Radio und Fernsehen die irischen Frauen mit all ihren vielen Talenten."
Natürlich liefert der Jahreswechsel auch Irland eine Fülle von Segenswünschen, wie zum Beispiel:
"Ich wünsche Dir ein langes Leben,
ein gesundes Herz,
eine feuchte Kehle,
und dass Du in Irland sterben mögest!"
Und damit: Ein frohes neues Jahr!
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