Sicherheit an Bahnhöfen

Immer mehr Gewaltdelikte und Diebstähle

Zwei Plakate mit den Aufschriften "Schmerz" und "Angst" werben für einen Krimi-Roman auf den Gleisen am Ostbahnhof in Berlin.
Zwei Plakate mit den Aufschriften "Schmerz" und "Angst" werben für einen Krimi-Roman auf den Gleisen am Ostbahnhof in Berlin. © dpa / picture alliance / Stefan Jaitner
Von Mike Herbstreuth · 04.04.2016
Ob Diebstahl oder Gewalttat – in den letzten Jahren ist die Zahl der "bahnhofstypischen Delikte" gestiegen. Nun hat sich Innenminister De Maiziere am Berliner Ostbahnhof über das Thema informiert. Und gelernt, wie er am besten sein Geld versteckt.
Die Bundepolizeiinspektion hat Innenminister De Maiziere und Bahn-Vorstand Pofalla heute morgen am Berliner Ostbahnhof einiges geboten. Sogar kleine Schauspielszenen wurden aufgeführt:
"Komm doch mal, Hase! - "Nu, Lydia, zieh doch mal nicht so, Menschenskinder." - "Hallo, kann ich Ihnen helfen? Wo wollen Sie denn hin? - "Nein, lassen se mal gut sein!" - "Lass dich doch nicht immer anquatschen!" - "Huch, nein, mein Geld!" - "Das war der Typ! Ach, verdammt".
Das klingt ein wenig nach schlechten Laienschauspielern. Allerdings sind diese "Schauspieler" hauptberuflich auch Beamte der Bundespolizei. Und wollen mit ihrer Showeinlage auf eins der großen Sicherheitsthemen an Bahnhöfen aufmerksam machen: Taschendiebstähle.

Zahl der Fälle hat sich in fünf Jahren verdreifacht

Die sind in den letzten Jahren in ganz Deutschland stark angestiegen, sagt Sven Lichtenberg von der Ermittlungsgruppe Taschen- und Trickdiebstahl. Die Zahlen für die Berliner Bahnhöfe machen das deutlich:
Lichtenberg: "Wir haben Anzeigen, ich glaube, knapp 11.000 gehabt letztes Jahr. Die nur im Bereich der Bahn passiert sind. In den letzten fünf Jahren hat sich das quasi verdreifacht, die Fallzahlen."
Berlin liegt bei den Taschendiebstählen an Bahnhöfen deutschlandweit auf Platz 1, gefolgt von Hamburg und Köln. Dort wurde Thomas Weinert erst vor kurzem Opfer solcher Trickdiebe. Auf einer Rolltreppe.
Weinert: "Diese Rolltreppe ist relativ weit oben lahmgelegt worden durch diesen Notfallknopf, von Leuten, die da ein Gedränge auslösen wollten. Und als alles irgendwie nicht weiterging und man sich mit dem Gepäck eben auch nicht bewegen kann auf der Rolltreppe, da kam von unten ein Junge und hat ganz gezielt in mein Gepäck gegriffen und meine Brieftasche geklaut."
Um sich gegen solche Tricks zu schützen, gab die Bundespolizei beim Besuch des Innenministers am Ostbahnhof einige Tipps. Reisenden mit Rucksäcken zum Beispiel:
Bundespolizist: "Nehmen sie den Rucksack an sich heran, am besten nach vorn. Achten sie darauf, dass die Reißverschlüsse geschlossen sind, die Wertsachen nicht außen getragen werden. Nutzen sie das einfach, um sich zu schützen."

Dem Innenminister wird der Brustbeutel empfohlen

Berechtigte Frage von Bundesinnenminister De Maiziere:
De Maiziere: "Was ist mit der Hosentasche oder Gesäßtasche?"
Bundespolizist: "Nehmen sie das Portemonnaie immer aus der Gesäßtasche. Sie sehen selber, wie leicht das ist, dass man da herankommt."
Und zu guter Letzt noch eine Kaufempfehlung:
Bundespolizist: "Wunderschöne Bauchtaschen, die nicht sehr groß sind, wo locker ein Handy reinpasst. Es gibt herrliche Brustbeutel, die man am Körper tragen kann, wo der Gegenstand nah dran ist. Was immer wichtig ist: Reißverschlüsse zu und nah am Körper tragen."
Aber nicht nur die Reisenden selbst sollen ihren Teil im Kampf gegen die Trickdiebe beitragen, auch die Bahn will aufrüsten. Bahn-Vorstand Ronald Pofalla:
Pofalla: "Wir werden ein Videoausbauprogramm in den nächsten zehn Jahren mit etwa 85 Millionen Euro unterstützen."
Momentan decke das Videoprogramm der Bahn 80 Prozent der Fahrgastströme ab. Ein Ausbau der Videoüberwachung solle zu mehr Sicherheit beitragen. Und auch die Qualität der Videos solle besser werden, so Innenminister De Maiziere.
Ob diese Maßnahmen oder die Tipps der Bundespolizei wirksamer gegen Taschendiebstahl sein werden, wird sich zeigen. Die guten Wünsche der Bundespolizei haben die Reisenden jedenfalls schon mal auf ihrer Seite.
Bundespolizist: "Wir hoffen, wir konnten ihnen ein paar Tipps geben und würden uns freuen, wenn sie nicht Opfer eines Taschendiebstahls werden. Dankeschön und einen schönen Tag."
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