Shell-Jugendstudie 2019

Fridays for Future - eine Bewegung von Kindern aus gutem Haus?

07:19 Minuten
Eine Demonstrantin in München hält am Karfreitag ein Schild mit der Aufschrift "Millennials for Future" in die Kamera.
Nur ein bestimmter Teil der Jugendlichen gehen laut der Shell-Studie für den Klimaschutz auf die Straße. © Picture Alliance / ZUMA Press / Sachelle Babbar
Nico Fried im Gespräch mit Anke Schaefer · 15.10.2019
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Klimaschutz und Ökologie – das sind laut der heute veröffentlichten Shell-Jugendstudie die Themen, die mehr als zwei Drittel der 12- bis 25-Jährigen am meisten Sorge bereiten. Dafür auf die Straße geht jedoch nur ein bestimmter Teil der Jugendlichen.
Tolerant, pragmatisch, leistungsbereit und werteorientiert: Das kennzeichnet der Shell-Jugendstudie 2019 zufolge derzeit die 12- bis 25-Jährigen in Deutschland. Sie blicken im Allgemeinen recht optimistisch in die Zukunft, doch 71 Prozent sind besorgt angesichts von Umweltverschmutzung und Klimawandel. Sie glauben an die Demokratie, aber haben wenig Vertrauen in Politiker und politische Institutionen - auch das ergab die Untersuchung, die am Dienstag unter anderem von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey in Berlin vorgestellt wurde.
Diesem Misstrauen in Politiker ist auch das Entstehen von Bewegungen wie Fridays for Future geschuldet, sagt Nico Fried, Leiter der Parlamentsredaktion der "Süddeutschen Zeitung".
"Das ist ja eine demokratische Form der Partizipation durch die Jugendlichen, die zustande gekommen und groß geworden ist, weil man der institutionalisierten Politik und den Politikern nicht zugetraut hat, das, wovor diese jungen Menschen Angst haben, in den Griff zu bekommen, nämlich den Klimawandel."

Politisches Engagement und soziale Herkunft

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studie sei, dass es nicht grundsätzlich ein größeres politisches Engagement unter jungen Menschen gebe, betont Nico Fried.
"Sondern diejenigen, die bisher auch schon politisch interessiert waren, sind jetzt noch interessierter und aktiver, während es doch immer noch einen sehr großen Teil gibt, der sich nicht politisch interessiert und auch nicht politisch aktiv ist."
Das zeigt sich auch bei der Klimaschutzbewegung, wie Fried aus eigener Anschauung bestätigt.
"Meine Frau arbeitet an einer integrierten Gesamtschule in Berlin und als die Fridays-for-Future-Bewegung in Gang kam, da war an dieser Schule, wo es sehr viele Kinder aus sozial schwächeren Schichten gibt, das Interesse fast null und das ist auch nicht gestiegen. Also, das ist schon auch eine Polarisierung, wenn Sie so wollen, innerhalb der Jugendlichen."
Die aktuelle Shell-Jugendstudie wurde von einem Forscherteam um den Bielefelder Politikwissenschaftler Mathias Albert erarbeitet. Für die repräsentative Umfrage wurden 2.572 Jugendliche im Alter von zwölf bis 25 Jahre durch das Münchner Meinungsforschungsinstitut Kantar Public befragt. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Shell-Jugendstudie 2019 können Sie hier nachlesen.
(uko)

Nico Fried ist seit 2007 Leiter der Parlamentsredaktion bei der "Süddeutschen Zeitung" in Berlin. Er studierte in München und Hamburg Politikwissenschaft, Staatsrecht sowie Neuere deutsche Literatur. Danach absolvierte er die Deutsche Journalistenschule in München. Von 1996 bis 2000 war Fried für die "Berliner Zeitung" tätig, dann wechselte er ins Berliner Büro der "Süddeutschen Zeitung". Dort war Fried zunächst sieben Jahre lang als Redakteur für deutsche Außenpolitik zuständig.

Die gesamt Sendung "Der Tag mit Nico Fried" zum Nachhören:
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