Neu im Kino: "She Said"

Alle haben es gewusst

06:04 Minuten
Jodi Kantor (Zoe Kazan), Megan Twohey (Carey Mulligan), Matt Purdy (Frank Wood), David McCraw (Gregg Edelman), Dean Baquet (Andre Braugher) and Rebecca Corbett (Patricia Clarkson) im Film "She Said". Sie stehen in einem Besprechungsraum um einen Tisch herum.
Viel zu besprechen: Jodi Kantor und Megan Twohey erörtern die Ergebnisse ihrer Recherche mit der Redaktion der New York Times. © Universal Pictures
Von Anke Leweke · 08.12.2022
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In "She Said" wird das Genre des Reporterfilms mit einem feministischen Blick verbunden. Seine Spannung zieht der Film aus den Fakten und Vorfällen, die über den Filmproduzenten Harvey Weinstein und seine sexuellen Übergriffe ans Licht kommen.

Worum geht es?

Der Film rekonstruiert die Recherche der beiden Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey (der Film beruht auf dem Buch "She Said" der beiden, das 2019 erschien) rund um den Erfolgsproduzenten Harvey Weinstein. Gemeinsam versuchen die Reporterinnen der "New York Times", die Opfer von Weinsteins sexuellen Übergriffen zum Sprechen zu bringen. Doch viele sind noch nicht bereit, sind vom Trauma gelähmt, haben Angst.
Die Journalistinnen müssen feststellen: Alle haben es gewusst. Sie stoßen auf ein System aus schamlosem Machtmissbrauch, Abfindungen, Drohungen, Einschüchterungen, gestützt von Weinsteins Angestellten, Anwälten, aber auch von Casting-Agenten und anderen Vertreterinnen der Filmbranche.

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Nach anfänglichen Rückschlägen gelingt es Kantor und Twohey, ehemalige Mitarbeiterinnen von Weinstein zur Aussage zu bewegen. Auch Schauspielerinnen – etwa Ashley Judd, von sich selbst gespielt – sind schließlich bereit, gegen das "System Weinstein" aufzustehen.

Was ist das Besondere?

Maria Schrader inszeniert ihre Schauspielerinnen Carey Mulligan (Twohey) und Zoe Kazan (Kantor) als Duo, als solidarische Jägerinnen, denen es von Anfang an um mehr geht als um einen Artikel. Schraders Kamera erkundet auch das Umfeld der Reporterinnen, die Belastung, die der Job für sie selbst und ihre Familien bedeutet.
Umso mehr fiebert man mit den beiden mit, wenn ihnen erste Durchbrüche gelingen. Ein wesentlicher Teil des Films zeigt die beiden beim Telefonieren, in der Wohnung, auf der Straße, auf dem Spielplatz, im Büro, was auch die Mühsal der Recherche verdeutlicht – das Warten auf den entscheidenden Rückruf. Seine Spannung zieht der Film aus den Fakten und Vorfällen, die nach und nach ans Tageslicht kommen.

Fazit

Maria Schrader gelingt es, das Genre des Recherche- und Reporterfilms mit einem feministischen Blick zu verbinden. Indem sie "She Said" für die Lebenswelt ihrer Heldinnen, ihre alltäglichen Sorgen, organisatorischen Familienprobleme öffnet, erweitert sie das Panorama des Films über den eigentlichen Weinstein-Skandal hinaus. Zugleich wird auf erschütternde Weise klar, auf welch selbstverständliche, reibungslose Weise das missbräuchliche System von Weinstein über Jahrzehnte hinweg funktionierte.

"She Said"
USA 2022, 129 Minuten
Regie: Maria Schrader
Mit: Carey Mulligan, Zoe Kazan, Patricia Clarkson, Andre Braugher

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