Serie "Klassik drastisch"

#36 Dmitri Schostakowitsch: "Cellokonzert Nr. 1 Es-Dur op. 107"

05:41 Minuten
Devid Striesow und Axel Ranisch schaun hinter einem Eingang hervor.
Devid Striesow und Axel Ranisch sind Klassik Drastisch. © Deutschlandradio / Dennis Pauls
Von Devid Striesow und Axel Ranisch · 03.07.2021
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Alles dreht sich, alles bewegt sich im zweiten Satz dieses ersten Cellokonzerts von Schostakowitsch. Und steuert letztlich auf ein ungeheuerliches Finale zu. Wie kann ein so höflicher, zurückhaltender Mensch eine solche Musik schreiben?
Heute geht es um einen "kleinen Sieg" (Devid Striesow). Denn dieses Werk entstand nach dem Tod Stalins, der Schostakowitsch Zeit seines Lebens ein bedrohlicher Widersacher war. Nachdem der Komponist bei Stalin mit einer Aufführung seiner Oper "Lady Macbeth von Mzensk" im Jahr 1936 in Ungnade fiel, musste er, der zuvor gefeierte und hochproduktive Schostakowitsch, nicht nur berufliche Konsequenzen in Form abgesetzter Aufführungen ertragen. Vielmehr legte sich ein Schatten der Angst vor der jederzeit möglichen Deportation über sein ganzes Leben.
Und dann, 1959, schreibt er dieses Werk. Und widmet es seinem Schüler und guten Freund Mstislaw Rostropowitsch. Das gemeinsame Einstudieren muss für beide und wundervolles Erlebnis gewesen sein. Devid Striesow zitiert aus Rostropowitschs Erinnerungen an diesen Tag. "Schostakowitsch gab mir die Solostimme des ersten Cellokonzertes und in vier Tagen hatte ich sie auswendig gelernt und spielte sie ihm vor, während er mich am Klavier begleitete. Wir waren so glücklich darüber, dass wir ein kleines Glas Wodka zusammen tranken (...) Und das dritte Mal, glaube ich, spielte ich das Werk von Saint-Saens, während er sein eigenes Werk begleitete. Wir waren beide sehr glücklich". Unendliche Melodien, sphärische Klänge und der Verlust des Verstands, so Devid Striesow, alles das steckt in diesem Werk.
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