Sendungsüberblick

Wie viel Leid sollen wir zeigen?

54:39 Minuten
07.11.2015
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Es gibt Bilder, die so entsetzlich sind, dass man sie nicht vergisst - so wie das des ertrunkenen Flüchtlingsjungen am türkischen Strand.
Es gibt Bilder, die so entsetzlich sind, dass man sie nicht vergisst - so wie das des ertrunkenen Flüchtlingsjungen am türkischen Strand. Das Foto ist Anfang September zu einem Symbol für das Leid der Flüchtlinge im Mittelmeer geworden. Inzwischen wird fast täglich über weitere Tote berichtet, unter ihnen viele Kinder. Sollten wir Aufnahmen von ihnen in den Medien zeigen? Mike Herbstreuth gibt uns einen Überblick, wie die deutschen Medien bisher damit umgegangen sind.
https://twitter.com/politicalbeauty/status/661101858279301120
Das Künstlerkollektiv »Zentrum für politische Schönheit« weist mit seinen Aufrufen und Aktionen offensiv auf die umgekommenen Flüchtlinge hin. Warum Fotos von toten Menschen gezeigt werden sollten, fragen wir Philipp Ruch, den Leiter des Zentrums.
Doch erzeugen emotionale Bilder überhaupt den Impuls, politisch aktiv zu werden? Bewirkt mehr Emotionalität tatsächlich mehr Empathie und Handlungsdruck? Darüber sprechen wir mit Marion Müller, Professorin für Massenkommunikation an der Jacobs University Bremen.
Emotional - und dabei oft banal - geht es auf Portalen zu, die ihr Publikum mit reißerischen Überschriften ködern, den sogenannten »Clickbaits«. »Wohin sie jeden Morgen geht, hat mich zu Tränen gerührt«, heißt es beispielsweise auf der Website Heftig. Auch seriöse Nachrichtenwebsites setzen verstärkt auf den Trend des »emotional Teasing«. Den Journalisten Dirk von Gehlen fragen wir, ob diese Methode auch bei politischen Themen legitim ist.
Nach den Medien und Meinungen mit Tim Wiese kommen wir noch einmal auf das Thema Bilder zurück: Noch nie zuvor wurde der Mensch so oft abgelichtet und abgebildet. Allerdings geschieht das längst nicht immer mit Absicht. Inzwischen entstehen weltweit so viele Fotos, dass wir alle schon einmal zufällig als Beiwerk im Hintergrund aufgenommen worden sein müssten. Jochen Dreier hat sich die Frage gestellt, wie viele Fotos es eigentlich von ihm im Netz gibt.
Moderation: Vera Linß und Marcus Richter
Redaktion: Jana Wuttke
Netzmusik: Teresa Sickert
Web: Nora Gohlke
Bild: Gargantua von Superior Hiking auf Flickr, CC BY