Sendungsüberblick

Halt die Presse

54:39 Minuten
28.02.2015
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»Nein - Keine Milliarden für die gierigen Griechen« kreischte die BILD am Donnerstag über eine Seite hinweg und forderte ihre Leser auf, Selfies mit der »Nein«-Seite in der Hand zu posten.
»Nein - Keine Milliarden für die gierigen Griechen« kreischte die BILD am Donnerstag über eine Seite hinweg und forderte ihre Leser auf, Selfies mit der »Nein«-Seite in der Hand zu posten. Seit 2011 ist die BILD-Griechenland-Berichterstattung in der Kritik. Eine »Form von Volksverhetzung« hat sie der Medienblogger Stefan Niggemeier damals genannt.
Seit einigen Monaten wird der Ton wieder schriller. Und die BILD ist nicht mehr allein: Auch andere deutsche Medien, etwa der Spiegel, gehen über zu Zuspitzungen und Beleidigungen. Für den österreichischen Journalisten und Schriftsteller Robert Misik ist das die Folge eines politisch-medialen Einheitsdenkens, mit dem sich Deutschland zusehends international isoliert. Wir sprechen mit ihm.
Mit dem iPad ging der Hype um digitale Verlagsinhalte richtig los. Denn was vorher im Netz verschenkt oder mühsam durch Anzeigen finanziert wurde, sollte nun kommerziell verwertbar werden - hoffte zumindest die Branche. Sind Apps für Medienhäuser tatsächlich zum prophezeiten Retter geworden? Wir sprechen mit Christoph Kappes, Software- und Medien-Unternehmer, über die Rolle von Nachrichten-Apps und den Einfluss der mobilen Entwicklung auf die Verlagsinhalte.
Auch die Share-Economy löste euphorische Zukunftsvorstellungen aus: Bald leben wir in einer besseren Gesellschaft, in der wir Ressourcen untereinander leihen, statt sie jeder zu besitzen. Über das Netz lässt sich das alles problemlos koordinieren. Theoretisch. Doch zunehmend lässt sich auch eine kommerzielle Zementierung beobachten. Was mal scheinbar idealistisch begonnen hat, wird jetzt finanziell ausgeschlachtet. Auch zwischenmenschliche Wärme und emotionale Anteilnahme werden mittlerweile effizient im Internet vermarktet, beobachtet Matthias Finger.
Und unsere Kollegin Lydia Heller war diese Woche beim Polizeikongress in Berlin. Sie berichtet über das Thema »Predictive Policing«, das dort intensiv diskutiert wurde. Potenzielle, künftige Straftaten sollen nicht nur durch Verknüpfung von polizeiinternen und externen Daten prognostiziert werden können, sondern auch durch neue Methoden, die vorhandenen Daten auszuwerten. Und das hat seine Tücken.
Am Mikrofon sind Christian Grasse und Christine Watty.
Netzmusik: Christian Grasse
Redaktion: Tatjana Brode
Bild oben: "Hochhalten, fotografieren und mitmachen" von Zündfunk/Bayerischer Rundfunk