Sebastian Guggolz

Vom Quiz-Gewinner zum Verleger

Jung-Verleger Sebastian Guggolz gründete 2014 seinen Guggolz-Verlag.
Jung-Verleger Sebastian Guggolz gründete 2014 seinen Guggolz-Verlag. © Martin Walz
Moderation: Andrea Gerk · 13.12.2016
Verleger wie Sebastian Guggolz haben Seltenheitswert: Quasi aus dem Nichts gründete er 2014 seinen auf Wiederentdeckungen spezialisierten Verlag. Ein Quiz-Gewinn half bei der Finanzierung seines Traums: Mit schön gestalteten Büchern Amazon und Co. die Stirn zu bieten.
Alles begann mit Frans Eemil Sillanpaä. Obwohl der finnische Autor 1939 den Nobelpreis für Literatur erhielt, ist er heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Der junge Verleger Sebastian Guggolz, der Sillanpää neu herausgibt, erinnert sich: Als Finnland Gastland der Frankfurter Buchmesse gewesen sei, habe es keinen einzigen Verlagsstand gegeben, der ihn präsentiert habe. Schon seit einiger Zeit hatte sich der junge Literaturwissenschaftler, Jahrgang 1982, mit dem Gedanken getragen, nicht mehr als angestellter Lektor zu arbeiten, sondern einen eigenen Verlag zu gründen.

Den Nobelpreisträger wollte er unbedingt wieder herausbringen

Werke von Sillanpaä und anderen heute kaum mehr beachteten oder gar vergessenen Schriftstellern aus Nord- und Osteuropa neu herauszubringen, sei eine entscheidende Triebfeder dafür gewesen, sich selbständig zu machen. Drei Jahre und zwölf neu verlegte Bücher später kann der Berliner Guggolz Verlag sich mit dem Prädikat "klein, aber fein" schmücken. Gerade wurde bekannt gegeben, dass Guggolz mit dem Förderpreis der Kurt-Wolff-Stiftung ausgezeichnet wird – für sein Engagement für die Wiederentdeckung europäischer Autoren.
Guggolz, der sich ein finanzielles Polster verschaffte, indem er selbstbewusst bei einer ZDF-Quizshow antrat und die 250.000 Euro tatsächlich gewann, bringt seine Bücher in hochwertiger Aufmachung und einer Auflage von jeweils 1500 bis 2000 Stück heraus. 1000 davon müsse er verkaufen, um in ein neues Buch investieren zu können. Wie reagierten die Buchhändler auf ihn, den "kleinen" Newcomer?

Verlage und Buchhandlungen haben gemeinsame Feinde

"Mein Glück ist bisher, dass die Buchhandlungen erstaunlich offen sind", sagt Guggolz. Früher, während seiner Zeit als Lektor bei Matthes & Seitz, habe er oft mitbekommen, dass es eine gewisse Skepsis und Unzufriedenheit zwischen Buchhandlungen und Verlagen gegeben habe.
"Das erlebe ich mit meinem eigenen Verlag jetzt aber überhaupt nicht. Ich glaube, das ist aber auch eine generelle Veränderung der Zeit – dadurch, dass mit Amazon und Digitalisierung gemeinsame große Feinde im Raum stehen, sind Verlage und Buchhandlungen wieder enger zusammengerückt. Und die Buchhandlungen sehen einfach, dass sie mit diesen besonderen, schönen, aufwändig gemachten Büchern auch Umsatz machen können und dass es auch ein Publikum dafür gibt."
Nun ist so ein Verlag natürlich auch arbeitstechnisch kein Pappenstiel – Guggolz erledigt alles in Personalunion, nur den Vertrieb hat er in andere professionelle Hände gegeben. Wie schafft er das alles? Tatsächlich, sagt Guggolz, lese er quasi pausenlos. Aber: "Ohne Lesen könnte ich nicht weiterleben. Lesen ist mein Lebensinhalt."
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