Schwuler Jesuitenpater und Seelsorger Ralf Klein      

"Wir brauchen das freie Gespräch wie die Luft zum Atmen"

33:36 Minuten
Eine Regenbogenfahne hängt an der Pfarrkirche Breitenfeld in Wien.
Auch Ralf Klein outete sich als Homosexueller. © dpa / picture alliance / Herbert Neubauer
Moderation: Tim Wiese |
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Er ist einer von 100 Gläubigen im Dienst der katholischen Kirche, die sich in einer viel beachteten ARD-Dokumentation als queer outeten. Pater Ralf Klein schwieg viele Jahre seines Lebens – bis er den Mut fand, zu sich selbst zu stehen.
Schwul, lesbisch oder queer zu sein, mag in der Gesellschaft mittlerweile akzeptiert sein. In der katholischen Kirche ist es immer noch ein Tabu. Umso größer war im Januar die Aufregung um die ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“. Darin outen sich einhundert Gläubige und berichten von ihren Erfahrungen als queere Menschen im Dienst der Kirche.
Einer von ihnen ist der Jesuitenpater Ralf Klein aus St. Blasien im Schwarzwald. Ihm ist es wichtig, auch öffentlich zu seiner Homosexualität zu stehen: „In dem Moment, in dem ich mich traue, darüber zu sprechen, werde ich auch für die anderen ein Stück lebendiger und ich selber auch ein Stück freier.“

Outing in der Kirche

Er habe selbst lange gebraucht, um sich seine Homosexualität einzugestehen, meint der Priester. Ende der 70er-Jahre, als er Abitur machte, „gab es keine Plattform, wo ich hätte darüber sprechen können.“ Erst 1999, er ist bereits über 30 und auf dem Weg zur Priesterweihe, entschließt er sich, sich zu outen – auf einer Vollversammlung des Pastoralforums. „Ich war an den Punkt gekommen, wo ich gemerkt habe: Es ist dann doch keine Privatsache, ob ich es für mich behalte oder nicht.“ Die Betroffenen müssten sichtbar werden. „Und deswegen habe ich dann begonnen mit dem Satz: Ich selbst bin homosexuell.“ Und er sei erstaunt gewesen über die Zustimmung: „Sie hat mich plattgemacht.“

Kampf gegen „ideologische Betonköpfe“

Doch nicht alle Mitbrüder hätten Verständnis gezeigt. Ein Priester „bezeichnete mich als Exhibitionisten, weil ich sage, ich bin schwul, als `Missionar homosexueller Freizügigkeit`.“ Die Anschuldigungen seien nach Rom gegangen. Daran zeige sich, dass es noch viel zu tun gebe, erklärt Ralf Klein. Es gebe viele offene Menschen in der katholischen Kirche, die ein solches Outing unterstützen. „Sie haben aber eben auch die ideologischen Betonköpfe - und was da nicht ins Schema passt, das wird gnadenlos als falsch verurteilt.“
So sei auch die Segnung von Homosexuellen nach wie vor verboten. Ralf Klein setzt sich in seiner Gemeinde darüber hinweg. „Wir möchten gerne ein Zeichen an die Menschen schicken, die sich von der Kirche zurückgestoßen fühlen: Ihr gehört zu uns, wir akzeptieren euch so, wie ihr seid. Das war für uns der Anlass, warum wir dieses diesen Segensgottesdienst für alle gemacht haben. Und wir haben gesagt wirklich für alle Liebenden.“
In der Kirche sei es letztlich wie in der Gesellschaft allgemein: „Wir brauchen das freie Gespräch wie die Luft zum Atmen.“
(sus)

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