Queere Initiative #OutInChurch

"Es ist für viele ein Befreiungsschlag"

Bernd Mönkebüscher im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Von dem Manifest #OutInChurch und der ARD-Doku "Wie Gott uns schuf" erhofft sich Pfarrer Bernd Mönkebüscher eine breite Debatte. Es gehe um elementare Menschenrechte für Homosexuelle und Transpersonen in der katholischen Kirche, so der Mit-Initiator.
Mit der Initiative #OutInChurch und der ARD-Doku "Wie Gott uns schuf" gehen über 100 queere Geistliche und weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche an die Öffentlichkeit und fordern "eine Kirche ohne Angst". Bernd Mönkebüscher, Pfarrer in Hamm und einer der Initiatoren der Kampagne, erhofft sich davon "eine breite gesellschaftliche Diskussion" über die Anerkennung von Homosexuellen und Transpersonen in der katholischen Kirche.

Überfällige Debatte

Diese Debatte sei überfällig, sagt Mönkebüscher, denn nach wie vor müssten Menschen, die im Dienst der Kirche stehen, ihre sexuelle Orientierung verstecken, falls sie nicht den traditionellen Moralvorstellungen entsprechen, die der Vatikan vertritt. Andernfalls drohten nicht wenigen von ihnen zum Beispiel arbeitsrechtliche Konsequenzen.
„Eine Gemeindereferentin, die ihre Freundin heiraten möchte, ist automatisch ihren Beruf los, sie wird gekündigt", erklärt Mönkebüscher. Selbst Chefärzte, Krankenschwestern und andere Menschen in medizinischen Berufen, seien in solchen Fällen früher aus einem kirchlichen Arbeitsverhältnis gekündigt worden. Inzwischen werde jedoch zwischen „verkündigungsnahen und verkündigungsfernen Berufen“ unterschieden.

Innere Zerrissenheit

Die offizielle Ablehnung von Homosexualität treibe viele queere Menschen in kirchlichen Berufen in eine innere "Zerrissenheit", sagt der Pfarrer. Das Thema Transgender sei von Seiten der Kirchenführung "noch stärker tabuisiert."
Mönkebüscher outete sich vor zweieinhalb Jahren als homosexuell. Er habe selbst erlebt, "dass es eine unheimliche Herausforderung ist, sich so anzunehmen, wie man ist," in einem kirchlichen Umfeld, "das Homosexualität verneint, nicht wahrhaben will, als schwer sündhaft, als ungeordnet, als dem Naturrecht nicht entsprechend sieht". Wie viele andere queere Menschen habe er mit Schuldgefühlen und Depressionen zu kämpfen gehabt "und auch mit Suizidgedanken".

Ständiges Versteckspiel

Viele Homosexuelle oder Transpersonen in der Kirche würden sich über die diskriminierende Glaubenslehre des Vatikan „hinwegtrösten, indem sie sagen: Mein Kirchenverständnis ist ein anderes, ich glaube an den Gott der Liebe, und trenne den Kirchengott von dem Gott, an den ich glaube“, so Mönkebüscher. Aber er sei davon überzeugt, dass das ständige Versteckspiel die Menschen auf Dauer krank mache.
Die vielen positiven Reaktionen, die er bereits auf die Initiative #OutInChurch bekommen habe, stimmten ihn zuversichtlich, so Mönkebüscher. Um konkrete Verbesserungen zu erreichen, sieht er auch die Politik gefordert. Die katholische Kirche habe lange Zeit als "geschlossenes System" funktioniert, weil der Staat sie nicht daran gehindert habe. Bei der Anerkennung von Homosexuellen und Transpersonen gehe es aber um elementare Grundrechte.

„Kirche kann ja ihre eigenen Normen haben, aber da, wo sie den Menschenrechten widersprechen, da, wo es wirklich ein Eingriff in die Intimsphäre ist – und darüber reden wir an dieser Stelle – da, finde ich, ist Gesellschaft, ist Politik gefragt, um das schnellstmöglich zu verändern. Nicht morgen, nicht heute, sondern gestern.“

Bernd Mönkebüscher, Pfarrer und Mitinitiator von #OutInChurch

Die Initiative, die durch die ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf" eine große Aufmerksamkeit finden dürfte, habe für viele, die sich nun trotz beruflicher und persönlicher Risiken für ein Outing entschieden hätten, "wie ein Befreiungsschlag" gewirkt. Mönkebüscher hofft, dass nun einiges in Bewegung kommt: „Es muss möglich sein, dass ein queerer Mensch in der Kirche sagen kann, wie er fühlt, wen er liebt und wie er liebt."
(fka)

Die Dokumentation "Wie Gott uns schuf" von Hajo Seppelt, Katharina Kühn, Marc Rosenthal und Peter Wozny läuft an diesem Montag, 24. Januar 2022, um 20:30 Uhr im Ersten. Sie ist auch in der ARD-Mediathek zu sehen.

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