SchwarzRund und ihr Roman "Biskaya"

"Es gibt keinen schwarzen Rassismus"

Zwei Schwarze mit rotem Klebeband vor dem Mund halten während einer Demonstration an der Universität von Witwatersrand in Johannesburg, Südafrika, ein Banner mit der Aufschrift "Stop Racial Profiling" hoch.
Schwarze Identität: Proteste gegen Racial Profiling an der Universität von Witwatersrand in Johannesburg, Südafrika © afp / Gianluigi Guercia
Moderation: Frank Meyer |
Die Autorin SchwarzRund hat ihrem neuen Roman "Biskaya" die Bezeichnung afropolitan verpasst. Sie lotet darin aus Sicht einer jungen Sängerin aus, was es heißt, in Deutschland schwarz zu sein. Es gehe ihr dabei wenige um eine Farbe als vielmehr um Lebenserfahrungen.
Die Autorin SchwarzRund - so ihr Künstlername - hat einen afropolitanen Roman geschrieben. In "Biskaya" stellt sie das Leben von schwarzen Menschen in Berlin dar. Die dreißigjährige Tue ist mit drei Elternteilen aufgewachsen und verdient heutzutage ihr Geld vor allem als Sängerin einer deutschsprachigen Indie-Band. Doch mit den anderen Bandmitgliedern hakt es und auch ihre WG wird Tue immer fremder. Ruhe findet sie allein bei ihrem besten Freund Matthew. Er ist die Familie, die es in ihrem Leben seit Jahren nicht mehr gegeben hat.
In ihrem neuen Roman will die in der Dominikanischen Republik geborene SchwarzRund ein Ahnung davon vermitteln, wie es ist schwarz zu sein in einem Land von Weißen, ohne dieses Schwarzsein mit einer afrikanischen Region verbinden zu können.

Kritik am Afropolitanismus

Wie wichtig ist ihr die soziale Perspektive und wie steht sie zur Kritik am Afropolitanismus? Denn immer wieder wird afropolitanen Romanen vorgeworfen, sie bildeten nur die Welt der schicken, reichen, cosmopolitanen Schwarzen in Europa oder den USA ab.
"Ich würde dem total zustimmen. Deswegen habe ich den auch gewählt. Meinen Hauptcharakter liebe ich natürlich sehr.(...) Aber ich benenne ja auch immer wieder, dass die Art, wie sie mit ihrem Problemen umgeht, auch darin begründet ist, dass sie genug Geld hat, genug Ressourcen hat, um sich zum Beispiel eine zweite Wohnung zu mieten."
In ihrem Roman sortiert SchwarzRund sehr stark nach Hautfarben, lässt die Heldin etwa sagen, Weiße sähen für sie alle gleich aus. Ist das nicht auch eine Art von schwarzem Rassismus? Die Autorin meint dazu:
"Es gibt keinen schwarzen Rassismus - weil das mit struktureller Macht zusammenhängt. Schwarze Personen haben keine strukturelle Macht gegenüber weißen Personen."

Es geht um Lebenserfahrungen, weniger um Hautfarbe

Es gehe ihr bei der Beschreibung von "Schwarz" oder "Weiß" auch gar nicht um die Farbe der Haut, sondern um die Lebenserfahrungen, die damit verknüpft sind.
"Glauben Sie wirklich, dass Weiße nur individuelle Lebensrealitäten leben, die absolut nichts mit 500 Jahren kolonialer Geschichte zu tun haben und nur schwarze Menschen dies erleben. Genau das ist nämlich das Problem: Alle Lebensrealitäten sind dadurch geprägt."

SchwarzRund, "Biskaya: afropolitaner Berlin-Roman"
Zaglossus, 2016, 340 Seiten, 14,95 Euro

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