Schriftstellerin Juli Zeh zum "Windbürgergeld"

"Hauptsache, die Akzeptanz ist da"

07:56 Minuten
Windräder in Brandenburg stehen hinter dem Ort Jacobsdorf.
Sorgen immer wieder für Wirbel: Windräder, hier im brandenburgischen Jacobsdorf. © picture alliance/Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB
Moderation: Andrea Gerk |
Audio herunterladen
Politiker haben vorgeschlagen, Betroffenen Geld zu zahlen, um die Akzeptanz von Windrädern zu steigern. Die Schriftstellerin Juli Zeh hat sich in "Unterleuten" mit dem Thema beschäftigt und glaubt, dass das "Windbürgergeld" ein Anfang sein könne.
In ihrem Roman "Unterleuten" schildert die Schriftstellerin Juli Zeh, wie ein fiktives brandenburgisches Dorf am Konflikt um einen Windpark zerbricht. Jetzt haben Politiker vorgeschlagen, Bürgern, die in der Nähe von Windrädern leben, Geld zu zahlen. Damit soll die Akzeptanz dieser Art der Energieversorgung gesteigert werden.
Juli Zeh wohnt selbst in Brandenburg auf dem Land und betont, dass die Gewinnung von alternativen Energien auf sozialverträgliche Weise durchgeführt werden müsse. "Das Problem ist sehr häufig, dass solche Entscheidungen in den großen Städten fallen, da, wo eben auch die Machtzentren sind und die Menschen, die aber hinterher mit den konkreten Turbinen leben müssen, die Leben auf dem Lande", sagt die 45-Jährige. So entstehe das Gefühl einer Zweiklassengesellschaft.

Kann Geld die Brücke sein?

Windräder seien da nur ein Beispiel: "Ich glaube, wir sehen das im ganz großen Stil gerade in unserem Land, wie sich da sozusagen die Ufer voneinander trennen." Ob Geld die Brücke sein könne, wisse sie auch nicht, so die Autorin, aber: "Wenn ja, fände ich es okay, wenn jemand sagt, ich kriege soundsoviel im Monat, und dafür gucke ich auf das Windrad, damit bin ich zufrieden, soll es mir recht sein. Hauptsache, die Akzeptanz ist da."
Die Autorin Juli Zeh blickt in die Kamera.
Die Schriftstellerin Juli Zeh lebt im Havelland in Brandenburg und beschäftigt sich auch in ihren Büchern mit der Region.© picture alliance/Bernd Settnik/zb/dpa
Dass die Leute auf dem Land ungehalten werden über politische Entscheidungen, erlebe sie im Havelland jeden Tag, berichtet Zeh. Dabei verstehen die meisten die Wichtigkeit von Klimaschutz: "Die sind ja nicht blöd." Aber nur moralisch zu argumentieren, sei keine Lösung.

Nicht nur auf die Zentren konzentrieren

Vielmehr müsse die Politik den Menschen, besonders den Landbewohnern, besser zuhören, denn: "Es gibt aus meiner Sicht keine Verpflichtung zu politischem Engagement. Es gibt aber eine Verpflichtung der Politik, eine gerechte Daseins-Vorsorge zu betreiben, die tatsächlich möglichst viele Menschen der Gesellschaft mit umfasst und sich eben nicht auf Zentren konzentriert", sagt Juli Zeh.
(beb)
Mehr zum Thema