Janáčeks "Das schlaue Füchslein" in München
Elena Tsallagova (r.) singt und verkörpert Füchslein Schlaukopf grandios, sagt die Kritikerin Franziska Stürz. © Bayerische Staatsoper / W. Hoesl
Im Wald der Erinnerung
07:27 Minuten
Barrie Kosky inszeniert an der Bayerischen Staatsoper Leoš Janáčeks "Das schlaue Füchslein". Dabei zeigt sich die menschliche Seelenwelt in den tierischen Protagonisten. Ein poetischer Abend, der auch musikalisch überzeugt, urteilt unsere Kritikerin.
Regisseur Barrie Kosky verlegt die Handlung seiner Version von Leoš Janáčeks 1924 uraufgeführter Oper in einen dunkel glitzernden Wald der Erinnerungen. Wolfgang Koch als alternder Förster taucht in diesen Wald ein, da er im szenischen Prolog an der Bayerischen Staatsoper seine Tochter beerdigen muss.
Mit offenen Haaren im kurzen Samtkleidchen umhüpft ihn daraufhin eine fröhlich lachende Mädchengestalt inmitten eines immer dichter werdenden Glitzervorhangs, aus dem das Bühnenbild von Michael Levine besteht.
Tiere verkörpern die menschliche Seelenwelt
So geht Koskys Idee auf, die Tierwelt ganz als menschliche Seelenwelt zu zeigen. Füchslein Schlaukopf, grandios gesungen und verkörpert von Elena Tsallagova, und ihre tierischen Wegbegleiter sind Freigeister, kindlich unbeschwert und voller Lebenslust.
Die Welt der erwachsenen Menschen ist dagegen eingeengt und dunkel. Darum müssen sie ihre Szenen aus Bodenluken relativ unbewegt und damit auch unglücklich wirkend singen.
Beeindruckendes Debüt
Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla gelingt ein beeindruckendes Staatsopern-Debüt am Pult des Bayerischen Staatsorchesters, das den pausenlosen, knapp zweistündigen Abend in faszinierender Dichte, großer Spannung und detailgenauer Wiedergabe der komplexen Partitur Janáčeks gestaltet.
Das neue Münchner "Füchslein" steckt voller Poesie, bietet aber auch herrlich skurril-komische Kosky-Momente, wie das Massaker im Hühnerstall und berauscht auf musikalischem Höchstniveau.