Schiller – der „deutsche Shakespeare“

<strong>Anlässlich des 200. Todestages des Dichters wird in diesem Jahr das Schiller-Jahr mit einer Fülle von Theateraufführungen, Ausstellungen und Lesungen begangen. Am Wochenende wurde es offiziell mit einem 24-stündigen Schiller-Lesemarathon in Berlin eröffnet. Ab April werden in Marbach und Weimar die großen Ausstellungen zu Leben und Werk präsentiert. </strong>
Am 9. Mai 1805 war der gerade 46-jährige Dichter, Dramatiker, Zeitschriftenherausgeber und Professor für Geschichte an einer Lungenentzündung in Weimar gestorben. Zu seinen Jugendwerken zählen „Die Räuber“ und „Kabale und Liebe“, die unter dem Einfluss des Sturm und Drang entstanden, sowie seine Rede über die „Die Schaubühne als moralische Anstalt“. Zu den klassischen Spätwerken gehören Schillers Balladen „Die Kraniche des Ibykus“ und „Der Handschuh“ sowie die Dramen „Wallenstein“, „Maria Stuart“ und „Wilhelm Tell“.

Mit einem ersten Veranstaltungshöhepunkt wurde das Schillerjahr mit einem 24-stündigen Lesemarathon am vergangenen Wochenende in Berlin eröffnet. Die biografische Ausstellung „Götterpläne & Mäusegeschäfte – Schiller 1759 – 1805“ wird ab 23. April im Schiller-Nationalmuseum in Marbach und ab 30. Oktober im Schiller-Museum in Weimar zu sehen sein. Umgekehrt wird die Ausstellung „Die Wahrheit hält Gericht – Schillers Helden heute“, in der Schillers Dramen im Mittelpunkt stehen, zuerst in Weimar und danach in Marbach gezeigt.

Lesemarathon „Schiller24“

Mit dem Lesemarathon „Schiller24“, in dem am 5. und 6. März im neuen Gebäude der Akademie der Künste am Pariser Platz die Werke des Klassikers gelesen wurden, ist das Schillerjahr offiziell eröffnet worden. 80 Prominente aus Kultur und Politik präsentierten ihren Schiller. Unter ihnen waren Innenminister Otto Schily und Kulturstaatsministerin Christina Weiss, die Schauspieler Corinna Harfouch und Matthias Schweighöfer und die Regisseure Leander Haussmann und Detlev Buck. Rund 5000 Zuhörer nahmen an der Veranstaltung teil.

Gefühlter Schiller nach diesen 24 Stunden? Es gab eindeutig eine Hitliste: die großen dramatischen Balladen wie „Die Bürgschaft“, „Die Kraniche des Ibykus“ oder „Die Glocke“ schlugen in der Gunst der Vortragenden und der Zuhörer alles. Da ließ sich das zunächst etwas gediegenere Publikum zu Beginn der 24 Schillerstunden beispielsweise nach Therese Affolters großartiger Interpretation der „Bürgschaft“ zu explosivem Beifall und lauten Begeisterungsrufen hinreißen , meint Astrid Kuhlmey in ihrem Kommentar in „Fazit – Kultur vom Tage“.

Schiller – „der deutsche Shakespeare“

Aus Anlass der Eröffnung des „Schillerjahres 2005“ sprach Deutschlandradio Kultur mit Ulrich Raulff, dem Direktor des Schiller-Nationalmuseums und des Deutschen Literaturarchivs in Marbach. Darin heißt es unter anderem über den Dichter:

Er hat ja begonnen als ein Theaterknüllerautor, ein Theaterskandalautor und ein unglaublich packender Theatererfolgsautor und das ist er eigentlich immer geblieben. Er ist immer einer der meistgespielten deutschen Autoren, internationalen Autoren geblieben. Unser deutscher Shakespeare hat die Bühne nie verlassen. Aber, was er natürlich verlassen hat, ist das allgemeine Bewusstsein der Deutschen.
Interview mit Ulrich Raulff
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