Schall-Lack

Sind Läuse musikalisch?

Eine Schellack-Platte der Firma Electrola mit dem Lied "Adieu mein kleiner Gardeoffizier" (Robert Stolz, gesungen von Liane Haid, 78 Umdrehungen) wird auf einem trichterlosen Grammophon aus den 1920er-Jahren abgespielt
Eine Schellack-Platte der Firma Electrola mit dem Lied "Adieu mein kleiner Gardeoffizier" (Robert Stolz, gesungen von Liane Haid, 78 Umdrehungen) wird auf einem trichterlosen Grammophon aus den 1920er-Jahren abgespielt © picture alliance / dpa / Peter Zimmermann
Von Uwe Golz |
Eine Lackschildlaus hat es nicht leicht. Schon seit Jahrtausend nicht. Bereits die Inder kannten den Lack der Laus und erwähnten den "Lac" in einer ihrer heiligen Schriften, den Veden. Rund 300.000 Läuse müssen ihr Leben lassen, um ein Kilogramm des begehrten Schellacks zu gewinnen.
Seit dem 17. Jahrhundert, als die East India Company begann diesen begehrten Stoff auch nach Europa zu importieren, haben sicher Trillionen der Läuse dafür sterben müssen. Möbeln diente und dient der Schellack als Politur oder Firnis; mit ihm siegelten einst die Herrscher und Großbürger ihre Briefe und Petschaften; als Leimersatz war er in der Hutfabrikation zu finden und selbst heute ist er nicht aus unserem Leben wegzudenken, auch wenn wir nur wenig davon ahnen. Er dient Medikamenten als magensaftresistenten Überzug und verhindert bei Schokobonbons das Schmelzen in der Hand. Zu finden ist der Schellack aber auch in der Ausziehtusche, wie sie von Künstlern und hier besonders von Comic-Zeichnern benutzt wird.
Im Kultobjekt Schellackplatte wird der Stoff nur als Bindemittel für die eigentliche Masse benutzt, diese bestand aus Baumwollflock, Bariumsulfat, Schiefermehl und Ruß. Anfangs hatte sich die Industrie noch auf keinen Drehzahlstandard geeinigt und so findet man auch Platten mit 60 oder sogar 130 Umdrehungen in der Minute, erst langsam setzten sich 78 Umdrehungen als Standard durch. Aus diesem Grund werden in den englischsprachigen Ländern die Schellackplatten auch als "78 RPM Records" bezeichnet. Auch bei der Größe war man anfangs sehr flexibel. Es gibt sogar Scheiben mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern.
Das Knistern, die Knackser und das Rauschen machten den nostalgischen Charme einer Epoche aus. Und die Zahl der Sammler steigt wieder, denn auch die Industrie hat das "Suchtpotential" der Schellackplatte erkannt und produziert wieder vermehrt Plattenspieler mit der 78er Geschwindigkeit. Und wer denkt, mit Vinyl und später mit der CD, wäre die Todesstunde der Schellack gekommen, der irrt. So wurden in Indien sogar noch Beatles-Songs auf Schellack veröffentlicht. In Deutschland hat 1958 allerdings das Vinyl den Markt übernommen, in Südafrika ließ man sich mehr Zeit. Dort wurde die letzte Schellackplatte – so genau weiß man es allerdings nicht – 1972 hergestellt.
Übrigens, die teuerste deutsche Schellackplatte wurde am 15. November 1934 aufgenommen. Damals besangen die Comedian Harmonists den kleinen, grünen Kaktus. Sammler zahlen dafür bis zu 1400 Euro.

Rätselauflösung

Al Jolson starb am 23. Oktober 1950 im Alter von 65 Jahren. Berühmt wurde er 1927 durch den ersten Tonfilm der Geschichte in der Hauptrolle als "Jazzsänger". Geboren wurde er als Asa Yoelson am 26. Mai 1886 in Srednik im heutigen Litauen, damals allerdings noch Russland. Zu seinen gößten Erfolgen zählen Songs wie "My Mammy", "Sonny Boy" oder "When The Red, Red Robin Comes Bob, Bob, Bobbin' Along".

Brillant oder Bullshit!?
Das Wochenchaos

Sie können das Sonntagmorgen-Team jederzeit per E-Mail über sonntagmorgen@deutschlandradiokultur.de erreichen.