"Salomé" an der Berliner Staatsoper

"Hinter den Schauwerten ist es relativ wenig"

Salomé steht zwischen 42 Köpfen, die auf der Bühne liegen, einen hält sie in den Armen, neben ihr steht Oscar Wilde.
Die Darstellerin der Salomé, Ausrine Stundyte, und Christian Natter als Oscar Wilde. © Credits: Monika Rittershaus
Uwe Friedrich im Gespräch mit Gabi Wuttke · 04.03.2018
Kurz vor der Premiere sprang der Dirigent Christoph von Dohnányi ab und wurde durch Thomas Guggeis ersetzt. Ohne offizielle Angabe von Gründen. Jetzt hatte "Salomé" von Richard Strauss in der Regie von Hans Neuenfels an der Berliner Staatsoper Premiere. Unser Kritiker Uwe Friedrich war dabei.
Er sei ein bisschen enttäuscht von der Inszenierung von Neuenfels, sagte Uwe Friedrich. Über der Bühne schwebe eine Art Riesen-Penis, Salomé wechsle in Tüllkleid und Hosenanzug die Geschlechterrollenzuschreibungen. "Es gibt ein großes Assoziationsfeld, das Hans Neuenfels dort aufmacht, ohne dass mir so ganz klar würde, auf welche Geschichte er sich da kapriziert."

Großes Assoziationsfeld, kein Focus

Falls die Figuren Vertreter für verschiedene Systeme sein sollten, werde nicht klar, um welche Systeme es sich handele. Mit dieser Arbeit von Neuenfels sei er nicht zufrieden, so Friedrich. "Er ist immer der mit dem sehr grimmigen Humor gewesen. Mit dem gesellschaftspolitischen Bewusstsein, er hat immer zu provozieren gewusst in seinen großen Arbeiten, gerade hier in Berlin. Und hier bleibt er sehr dekorativ."

Es bleibt dekorativ

Die sängerische Leistung sei "sei sehr, sehr heikel", fand Friedrich. Ausrine Stundyte als Salomé sei eine "großartige Bühnenkünstlerin" und spiele die Rolle mit einer "wahnsinnigen Intensität". Allerdings komme ihre Art der Darstellung hier "sehr an ihre Grenzen. Sie kommt sehr früh in eine Art Sprechgesang ohne wirklich die großen Phrasen zu singen. Die Stimme kann diesen Raum auch nicht wirklich fluten über dem großen Orchester."
Mehr zum Thema