Der Deutsche Theaterpreis "Der Faust"

Hans Neuenfels für Lebenswerk geehrt

"Der Faust" 2016 für Hans Neuenfels
Regisseur Hans Neuenfels (r) nimmt bei der Verleihung des Theaterpreises des Deutschen Bühnenvereins "Der Faust" am 05.11.2016 im Theater in Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) den Preis für sein Lebenswerk entgegen. © picture alliance/dpa/Foto: Silas Stein
05.11.2016
Regisseur Hans Neuenfels ist in Freiburg mit dem Deutschen Theaterpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Neuenfels gehöre zu den prägenden Künstlern des deutschen Theaters, so die Begründung der Stifter. Einen "Faust" erhielten auch Schauspieler Edgar Selge und Regisseur Frank Castorf.
Neuenfels gehöre zu den großen und prägenden Künstlern des deutschen Theaters. Mit diesen Worten der Stifter wurde am Samstagabend der 75-Jährige in Freiburg mit dem Deutschen Theaterpreis "Der Faust" geehrt. Mit seinem Wirken inspiriere er ganze Generationen von Schauspielern, Sängern und Regisseuren. Sein künstlerisches Lebenswerk sei gekennzeichnet von außergewöhnlicher Intensität und öffentlicher Wirkungsmacht, sagte der frühere Opernintendant Klaus Zehelein in seiner Laudatio.

Einer der Väter des Regietheaters

Neuenfels gilt als einer der Väter des Regietheaters und hat in seiner mehr als 50-jährigen Theaterarbeit Skandale produziert und gesellschaftliche Debatten mit angestoßen. Seine Karriere begann 1974 als Opernregisseur mit Verdis "Der Troubadour" in Nürnberg. Aufsehen erregte seine Inszenierung von "Aida" an der Oper Frankfurt 1980, in der die Titelheldin als Putzfrau auftrat.

Preisverleihung wenig politisch

Auffällig sei in diesem Jahr gewesen, dass die Veranstaltung wenig politisch gewesen sei, berichtete Susanne Burkhardt im Deutschlandradio Kultur. Im letzten Jahr stand die Preisverleihung in Saarbrücken noch unter den unmittelbaren Eindrücken der Anschläge von Paris. Nur Dieter Salomon, Oberbürgermeister von Freiburg, hätte in seiner Rede deutliche Worte gefunden:
"Theater, meine Damen und Herren, ist Auseinandersetzung mit Wirklichkeit, künstlerische Auseinandersetzung mit Wirklichkeit. Und mehr Anlass dieses zu tun seit vielen, vielen Jahren gibt es, glaube ich, im Moment nicht, wenn man anschaut, wie die Wirklichkeit sich gestaltet. Die Welt, so scheint es, ist aus den Fugen geraten. Nächste Woche schickt sich ein Polit-Horrorclown an, tatsächlich Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Eine Rassisten in unserem Nachbarland Frankreich schickt sich an, in wenigen Monaten Präsidentin zu werden. Ein anderer Präsident in Syrien schlachtet sein Volk ab. Die EU ist in einer Krise. Sie werden sagen: ´Die EU ist immer in der Krise.` Aber dieses Mal ist sie richtig in der Krise. Und von den Herren Erdoğan und Putin will ich gar nicht reden."

Theaterpreis für Selge und Castorf

Schauspieler Edgar Selge ist für sein fast dreistündiges Solo in "Unterwerfung" nach Michel Houellebecq am Hamburger Schauspielhaus ausgezeichnet worden. Frank Castorf wurde für seine Inszenierung "Die Gebrüder Karamasow" an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin geehrt. In der Kategorie Kinder- und Jugendtheater erhielt die niederländische Regisseurin Liesbeth Coltof für das Flüchtlingsstück "Der Junge mit dem Koffer" am Jungen Schauspielhaus Düsseldorf den "Faust".

Wichtigste Theaterauszeichnung in Deutschland

Der Deutsche Theaterpreis "Der Faust" hat sich in den vergangenen zehn Jahren zu der wichtigsten Auszeichnung in der Theaterbranche entwickelt. Der Preis ist undotiert und wird vom Deutschen Bühnenverein, der Kulturstiftung der Länder, der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und dem jeweiligen Bundesland ausgerichtet, in dem die Preisverleihung stattfindet – in diesem Jahr in Baden-Württemberg. Erstmals wurde der "Der Faust" 2006 in Essen verliehen.
(jde)
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