Sängerin Anna Prohaska

Oper, Shakespeare und gern auch Heavy Metal

Koloratur-Sopranistin Anna Prohaska
Anna Prohaska ist auch Metal- und Independent-Musikfan © Harald Hoffmann
Moderation: Britta Bürger · 07.05.2018
Ausdrucksstark und lebendig - Anna Prohaska begeistert Kritiker und Publikum. Von Barockmusik über klassisches Liedgut bis zu zeitgenössischer Musik verfügt die Koloratursopranistin über ein beeindruckendes Repertoire.
Dass Anna Prohaska eine wunderschöne Stimme hat, fiel zuerst ihren Eltern und dann den Freunden am Lagerfeuer auf. Heute begeistert sie Kritiker und Publikum. Auch wegen ihrer großen musikalischen Bandbreite: Von Barockmusik über klassisches Liedgut bis zu zeitgenössischer Musik verfügt die Koloratur-Sopranistin über ein beeindruckendes Repertoire.
Schon mit 23 Jahren wurde sie Ensemble-Mitglied der Staatsoper Unter den Linden in Berlin und ist immer wieder Gast bei den Salzburger Festspielen. Anna Prohaska ist in Wien und Berlin aufgewachsen und kommt aus einer hochmusikalischen Familie.

Im Wiener Großbürgertum beheimatet

"Das geht relativ weit zurück. Auf der väterlichen Seite ist es so ein bisschen das Wiener Großbürgertum, da war der Komponist Karl Prohaska, Urgroßvater, mein Großvater war Felix Prohaska, der Dirigent, mein Vater war Opernregisseur, aber auch Bariton, also gelernter Sänger und meine Mutter war Sängerin. Auf der mütterlichen Seite ist es so, dass es mehr aus der Music-Hall-, Varieté-Tradition kommt, also meine Oma war auch Sängerin und meine beiden Tanten auch."
Im Schulchor und am Lagerfeuer fällt auf, dass ihre Stimme hervorsticht, eine musikalische Karriere liegt nahe. Prohaska interessiert sich zudem auch für Sprachen, Literatur und Kunstgeschichte. So hat sie mit dem Singer-Songwriter Rufus Wainwright ein Album mit vertonten Shakespeare-Sonetten aufgenommen:
"Shakespeare ist ein Universum. Ich habe mich mit meiner Familie, mit meiner Mutter und diversen Freunden immer wieder mit den Stücken auseinandergesetzt, gerade letzten Sommer auch mit Lear, mit König Lear, weil ich Lear von Reimann bei den Salzburger Festspielen gesungen habe, nämlich die Cordelia, die gute der drei Schwestern."

Shakespeare als Interpretationshilfe

Shakespeare lohnt sich für sie aus jeder Perspektive: als Geschichte, als zeitgeschichtliches Dokument als auch als Interpretationshilfe für die heutige Zeit - da sich die von ihm sprachlich so "genial" dargestellten menschlichen Gefühle und Probleme gar nicht so sehr geändert hätten, wie Prohaska feststellt.
Musikalisch werden ihre Gefühle besonders durch Barock-Musik angesprochen:
"Das ist meine Leib- und Magenspeise, meine Herzblut-Musik, meine Lieblingsmusik, gerade wenn man das mit so einer Gruppe wie 'Il Giardino Armonico' machen kann, die seit 25 oder 30 Jahren unterwegs ist und so viel miteinander geprobt hat."
Mit ihrem Album "Serpent and Fire", das sie zusammen mit Il Giardino Armonico aufgenommen hat, wird man Anna Prohaska dieses Jahr noch in einigen Konzerten hören können.
Ganz nebenbei ist sie auch noch Heavy Metal- und Independent-Fan – die Rücksicht auf die eigene Stimme verhindert inzwischen allerdings die meisten Club-Besuche:
"Ich bin da nicht mehr so viel unterwegs, Disco und Gesang verträgt sich nicht so gut, zumindest derart Gesang, den ich mache, wenn ich Amy Winehouse wäre, wär’s was anderes."

Krank werden ist nicht erlaubt

Als Opern- und Lied-Sängerin muss Anna Prohaska diszipliniert bleiben und ihrer Stimme auch den nötigen Schlaf gönnen. Der Druck, nicht krank zu werden, ist immens – kleinste Anzeichen von Erkältungen müssen sofort wahrgenommen werden.
Auch wenn die Erkältungen anderer manchmal für überraschend schöne Vertretungsauftritte gesorgt haben. So hat sie einmal über Nacht eine Rolle, die sie bisher nur auf Deutsch beherrschte, komplett auf Französisch gelernt – oder zumindest fast komplett:
"Meine Mutter hat mir den Tipp gegeben, sprich, wenn es dir nicht einfällt, irgendwelche französisch-klingenden Worte, das kann auch Camembert oder Gerard Depardieu sein, es ist total Wurst, aber es muss halt irgendwie französisch klingen. Und genau das habe ich getan, ich habe die wichtigsten Solo-Stellen super gut auswendig gelernt und die Gruppen-Szenen, wo eh sechs Leute mit einem mitsingen, oder noch mehr, hab ich dann so’n bisschen Kaugummi gemacht. Das hat dann super funktioniert."
Mehr zum Thema