Bernd Alois Zimmermanns Frühwerk

Blick zurück nach vorn

Der Komponist Bernd Alois Zimmermann 1954 in Mainz, beim Schott-Verlag.
Porträt des Künstlers als (einigermaßen) junger Mann: Der Komponist Bernd Alois Zimmermann, 1954 in Mainz. © Schott Music
21.03.2018
Mit monumentalen Vokalwerken ging Bernd Alois Zimmermann in die Musikgeschichte ein. Mit stillen Liedern fing er an. Anna Prohaska und Solisten der Berliner Philharmoniker auf musikalischer Spurensuche.
"Die Soldaten", "Requiem für einen jungen Dichter": Bernd Alois Zimmermanns Meisterstücke sind wuchtige Bekenntniswerke, zusammengesetzt aus einer unüberschaubaren Fülle einzelner Elemente. Heutigen Horror und historische Hervorbringungen verschmolz der Komponist zu gewaltigen Visionen. Wie traditionell er sein Handwerk erlernt hatte, wie rasch er sich das Metier zu eigen machte, zeigen zwei Produktionen, die anlässlich des 100. Geburtstages von Bernd Alois Zimmermann vorgestellt werden.
Zimmermanns intimes und überraschendes Frühwerk ist kaum bekannt. Die Sopranistin Anna Prohaska und die Pianistin Cordelia Höfer interpretieren frühe Lieder, Solisten der Berliner Philharmoniker widmen sich seiner Kammermusik. Nur elf Klavierlieder hat Zimmermann insgesamt komponiert, darunter einige erlesene Rilke-Vertonungen. Dabei fiel ihm die Arbeit nicht leicht: Den Musikerberuf musste er gegen seine Familie durchsetzen, und als er dann endlich studierte, kam der Zweite Weltkrieg dazwischen. Erst 1947 konnte Zimmermann sein Studium in der Trümmerlandschaft seiner Kölner Heimat beenden. In einem Brief schrieb er damals: "Du weißt, wie lange und wie mühsam ich an meinen Stücken arbeite – Schwerstarbeit. Manchmal frage ich mich, ist das noch schaffen oder murksen. Aber ich muss!"

Mit Herzblut geschrieben

Als sein Kompositionslehrer das leidenschaftlich durchglühte Streichtrio aus dem Jahr 1944 kritisiert hatte, notierte Zimmermann, man müsse "jeden Ton verantworten können!!! Und das kann ich gerade bei dem Trio. Was so mit ‚Herzblut‘ geschrieben ist, kann nicht anders verstanden werden." Die Begegnung mit dem Frühwerk des Rheinländers, der sich 1970 das Leben nahm, endet mit Ausschnitten aus einer Ballettmusik mit brasilianischem Sujet: "Alagoana – Caprichos brasileiros" heißt Zimmermanns mitreißendes Stück über einen Mythos südamerikanischer Ureinwohner, in dem sich seine Fähigkeit zur musikalischen Collage ankündigte.
Bernd Alois Zimmermann
Drei Lieder aus dem Nachlass für Singstimme und Klavier
Kleine Suite für Violine und Klavier
Aria für Violine und Klavier
Fünf Lieder für mittlere Singstimme und Klavier
Trio für Violine, Viola und Violoncello
Drei geistliche Lieder nach Texten von Ernst Bertram für mittlere Singstimme und Klavier
Sonate für Violine und Klavier

Anna Prohaska, Sopran
Cordelia Höfer, Klavier
Solisten der Berliner Philharmoniker
Produktion: Deutschlandradio Kultur / Wergo 2009-2010

Bernd Alois Zimmermann
"Alagoana – Caprichos Brasileiros", Ballett (Auszüge)

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Leitung: Karl-Heinz Steffens
Produktion: Deutschlandradio Kultur / Capriccio 2014

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