Sachbuchbestenliste

    Die 10 besten Sachbücher im Juli und August

    Die 10 besten Sachbücher des Monats Juli
    Eine vielfältige Liste: die Sachbuch-Auswahl der Jury für Juli und August. © Deutschlandradio
    René Aguigah im Gespräch mit Dieter Kassel · 27.06.2018
    Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren gemeinsam die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern.
    Demokratien sterben mit einem Knall oder mit einem Wimmern – wobei das Sterben mit einem Wimmern üblicher ist. Und gefährlicher, weil die Bürger erst aufwachen, wenn es zu spät ist. Mit Blick auf die USA, Lateinamerika und Europa zeigen die Politologen Levitsky und Ziblatt, wie demokratische Prozesse ausgehöhlt werden. Und sie sagen, was wir tun können, um solche Entwicklungen zu stoppen. 115 Punkte
    Die Autoren Steven Levitsky und Daniel Ziblatt beschreiben den Auflösungsprozess von Demokratien.
    Die Autoren Steven Levitsky und Daniel Ziblatt beschreiben den Auflösungsprozess von Demokratien.© Deutsche Verlags-Anstalt/Deutschlandradio

    1 (-) Steven Levitsky/Daniel Ziblatt: "Wie Demokratien sterben"
    Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt
    Deutsche Verlags-Anstalt, 320 Seiten, 22 Euro


    Was ist der Verstand? Wie unterscheidet er sich vom Körper? Kann der Verstand auf Neuronen im Gehirn reduziert werden – oder nicht? In ihrem Essay nimmt sich die amerikanische Schriftstellerin Siri Hustvedt des uralten Geist-Körper-Problems an und verdeutlicht, wie jede Lösung unser Verständnis von uns selbst beeinflusst und wie man mit diversen Bewusstseins-Theorien Verstand und Körper neu denken kann. 58 Punkte
    Im Vordergrund das Cover von Siri Hustvedts "Illusion der Gewissheit", im Hintergrund die Illustration der Degeneration eines Neurons.
    Siri Hustvedt verwischt in ihrem Essay "Illusion der Gewissheit" scheinbar klare Trennlinien zwischen Geist und Gehirn, Gen und Umwelt, Mann und Frau.© imago/ Science Photo Library

    2 (1) Siri Hustvedt: "Die Illusion der Gewissheit"
    Aus dem Englischen von Bettina Seifried
    Rowohlt, 416 Seiten, 24 Euro


    Die Philosophin Eva Meijer beschreibt tierische Kommunikationsformen. Sie wechselt dabei von wissenschaftlichen Anekdoten zu Analysen, von persönlichen Erlebnissen zu philosophischen Reflexionen. Die Laute von Hunden, Delfinen oder Elefanten beschreibt sie ebenso wie das körperliche Kommunizieren von Ameisen und Bienen. Ziel ist eine völlig neue Verständigung zwischen Mensch und Tier. 48 Punkte
    Eva Meijer: Die Sprachen der Tiere.
    Eva Meijer: Die Sprachen der Tiere.© Matthes & Seitz / imago / imagebroker
    Hier erfahren Sie mehr über das Buch.

    3 (2) Eva Meijer: "Die Sprachen der Tiere"
    Aus dem Englischen von Christian Welzbacher
    Matthes & Seitz, 167 Seiten, 28 Euro


    Was haben das Verschwinden von Apfelsorten, das Auftreten von Politikern in Talkshows, religiöser Fundamentalismus und der Kunst- und Musikmarkt miteinander gemeinsam? Die These von Thomas Bauer: Überall wird Vielfalt reduziert, Unerwartetes und Unangepasstes zurückgedrängt. Der Arabist zeigt auf, was passiert, wenn wir diesen fatalen Weg weiter beschreiten. 41 Punkte
    Thomas Bauer: "Die Vereindeutigung der Welt"
    Thomas Bauer: "Die Vereindeutigung der Welt"© Reclam / Andreas Diel

    4 (5) Thomas Bauer: "Die Vereindeutigung der Welt"
    Reclam, 98 Seiten, 6 Euro


    Wir leben in einer pluralisierten Gesellschaft. Jede Kultur steht neben anderen, es gibt keine selbstverständliche Zugehörigkeit mehr. Doch was genau ist eine pluralisierte Gesellschaft? Die Wiener Philosophin Isolde Charim erklärt deren Bezug zur Gemeinschaft und den politischen Fundamentalismus. Ihre Forderung: Wir müssen akzeptieren, dass es keine einheitlichen Identitäten und Bezugsgrößen gibt. 40 Punkte
    Cover des Buchs von Isolde Charim "Ich und die anderen".
    Cover des Buchs von Isolde Charim "Ich und die anderen".© Cover: Hanser-Verlag / Foto: Peter Steffen / dpa

    5 (–) Isolde Charim: "Ich und die Anderen"
    Paul Zsolnay Verlag, 224 Seiten, 22 Euro


    Der Schriftsteller Karl Ove Knausgård sitzt mit Frau, vier Kindern und Hund zu Hause im schwedischen Schonen. Er schaut Fußball und schläft vor dem Bildschirm ein. Der Krimi-Autor Fredrik Ekelund ist derweil in Brasilien, wo er am Strand die WM schaut. Es entstand ein Buch, in dem die beiden den Fußball für Reflexionen über Leben und Tod, Kunst und Politik, Klasse und Literatur nutzen. 36 Punkte
    Cover von "Kein Heimspiel" von Karl Ove Knausgard und Fredrik Ekelund, im Hintergrund ein brasilianischer Spieler.
    Cover von "Kein Heimspiel" von Karl Ove Knausgard und Fredrik Ekelund, im Hintergrund ein brasilianischer Spieler.© btb Verlag / Imago

    6 (–) Karl Ove Knausgård/Fredrik Ekelund: "Kein Heimspiel"
    Aus dem Schwedischen von Ulrich Sonnenberg
    btb Verlag, 640 Seiten, 16 Euro


    Dieser Reportage-Essay dokumentiert William T. Vollmanns Begegnungen mit armen Menschen – von Kambodscha bis Afghanistan, von Japan bis in den Kongo, von Irland bis in den Jemen. Der Autor ist ein Insektenforscher unter den Menschenjägern, macht daraus ein Forschungsprojekt, wägt ab und bewertet. Er baut aus einem Kaleidoskop genauer Betrachtungen eine Theorie der Armut, illustriert mit eigenen Fotos. 34 Punkte
    Cover von "Arme Leute" von William T. Vollmann, im Hintergrund ein Mann sucht Pfandflaschen in einem Mülleimer in Berlin.
    Cover von "Arme Leute" von William T. Vollmann, im Hintergrund ein Mann sucht Pfandflaschen in einem Mülleimer in Berlin. © Verlag Suhrkamp/ dpa/ Wolfram Steinberg

    7 (–) William T. Vollmann: "Arme Leute"
    Aus dem Englischen von Robin Detje
    Suhrkamp, 317 Seiten, 22 Euro


    Zwischen den Weltkriegen geriet die Demokratie in die Krise. Kommunismus und Faschismus boten alternative Modelle. Jens Hackes brillante ideengeschichtliche Studie führt vor Augen, wie sich in den 1920er-Jahren Ideen entwickelten, die heute wieder Konjunktur haben: die Totalitarismustheorie, das Konzept der wehrhaften Demokratie und die Vorstellung von einem gezähmten Kapitalismus. 31 Punkte
    Buchcover Jens Hacke: "Existenzkrise der Demokratie".
    Jens Hacke: "Existenzkrise der Demokratie".© Suhrkamp / Ullstein

    8 (7) Jens Hacke: "Existenzkrise der Demokratie"
    Suhrkamp, 452 Seiten, 26 Euro


    Was kommt nach dem Menschen? In Donna Haraways Büchern wimmelt es von Cyborgs, Primaten, Hunden und Tauben, die Grenzen zwischen Mensch, Maschine und Tier verschwimmen. Die feministische Theoretikerin ruft das Zeitalter des Chthuluzän aus, das nicht – wie im Anthropozän – den Menschen ins Zentrum stellt, sondern andere Kreaturen wie Oktopusse, Korallen oder Spinnen. 30 Punkte
    Buchcover Donna J. Haraway: Unruhig bleiben.
    Buchcover Donna J. Haraway: Unruhig bleiben.© Campus Verlag / imago

    9 (–) Donna Haraway: "Unruhig bleiben"
    Aus dem Englischen von Karin Harrasser
    Campus, 315 Seiten, 32 Euro


    Berlin gilt als eine Stadt, die sich immer wieder neu erfunden hat – nach dem Aufstieg zur preußischen Residenz, der Reichseinheit, dem Ende des Kaiserreichs, den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs und nach dem Fall der Mauer. In dem essayistischen Spaziergang deckt der Kunsthistoriker Horst Bredekamp ungeahnte Verbindungen zwischen Berlin und dem antiken Rom auf. 30 Punkte
    Cover von "Berlin am Mittelmeer" von Horst Bredekamp, im Hintergrund der Deutsche Dom am Gendarmenmarkt in Berlin.
    Cover von "Berlin am Mittelmeer" von Horst Bredekamp, im Hintergrund der Deutsche Dom am Gendarmenmarkt in Berlin.© Wagenbach Verlag / Imago / Blickwinkel

    9 (–) Horst Bredekamp: "Berlin am Mittelmeer"
    Klaus Wagenbach Verlag, 176 Seiten, 18 Euro


    Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:
    René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
    Peter Arens (ZDF)
    Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
    Ralph Bollmann (FAS)
    Stefan Brauburger (ZDF)
    Alexander Cammann (DIE ZEIT)
    Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel)
    Heike Faller (DIE ZEIT)
    Daniel Fiedler (ZDF)
    Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
    Manuel J. Hartung (DIE ZEIT),
    Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
    Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur)
    Inge Kutter (DIE ZEIT)
    Hannah Lühmann (Die Welt)
    Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
    Tania Martini (taz)
    Susanne Mayer (DIE ZEIT)
    Christoph Möllers (HU Berlin)
    Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
    Bettina von Pfeil (ZDF),
    Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
    Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
    Anne Reidt (ZDF)
    Anna Riek (ZDF)
    Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
    Hilal Sezgin (freie Autorin)
    Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
    Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
    Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)

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