Sachbuchbestenliste September 2022

Wenn Gesellschaften sich spalten

06:26 Minuten
Die drei Cover der Sachbuchbestenliste im September 2022 stehen nebeneinander auf aquarelliertem Hintergrund.
Die Top drei der Sachbuchbestenliste im September sind allesamt Neueinstiege: Harald Jähner mit "Höhenrausch.", Omri Boehm mit "Radikaler Universalismus." und Thomas Piketty mit "Eine kurze Geschichte der Gleichheit". © Deutschlandradio / rowohlt / Propyläen / C.H. Beck
Harald Jähner steigt mit seinem Buch über die Weimarer Republik an der Spitze der Sachbuchbestenliste ein. Thomas Piketty kondensiert sein Wissen über Ungleichheit. Und Omri Boehm zeigt, dass eine gerechtere Zukunft nur mit universellem Denken möglich ist.
  • 1
    Das Cover des Sachbuchs von Harald Jähner, "Höhenrausch. Das kurze Leben zwischen den Kriegen". Es zeigt drei Menschen, die auf einer Gebirgsstraße vor einem Auto aus der Zwischenkriegszeit stehen. Im Hintergrund sind mächtige Berge zu sehen. Im oberen Bereich stehen der Name des Autors und der Titel des Buches. Das Buch ist auf der Sachbuchbestenliste von Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit".
    Harald Jähner

    Höhenrausch. Das kurze Leben zwischen den Kriegen

    Mit „Wolfszeit“ widmete sich Harald Jähner den bewegten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch sein neues Buch handelt von einer Zeit des Umbruchs, der Weimarer Republik. Jähner erkundet Warenhäuser und Tanzpaläste, begleitet Frauen beim Kampf um Emanzipation – und offenbart dabei die zunehmende Spaltung der Gesellschaft, die in der Katastrophe endet. Erschreckend aktuell. 93 Punkte

    560 Seiten

    28,00 Euro

    Rowohlt Berlin

  • 2
    Das Cover des Sachbuchs von Omri Boehm: "Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität, Universalismus als rettende Alternative". Es zeigt den Namen des Autors und den Titel auf schwarzem Hintergrund, die Buchstaben in der Mitte sind in fetteren Buchstaben gesetzt, so dass die Perspektive verzerrt ist. Das Buch ist auf der Sachbuchbestenliste von Deutschlandfunkkultur, ZDF und "Die Zeit".
    Omri Boehm

    Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität

    Übersetzt von Michael Adrian

    Der Universalismus hat ein Imageproblem, für manche gilt er als kolonialistisch. Der israelische Philosoph Omri Boehm dagegen ist überzeugt: Eine gerechtere Zukunft ist nur mit universellem Denken möglich. Ein Plädoyer für eine Neuinterpretation von Immanuel Kants Philosophie, um die festgefahrenen Identitätsdebatten der Gegenwart hinter uns zu lassen. 46 Punkte

    176 Seiten

    22,00 Euro

    Propyläen

  • 3
    Das Cover von Thomas Pikettys Buch "Eine kurze Geschichte der Gleichheit" zeigt Autorenname und Buchttitel auf hellblauem Grund.
    Thomas Piketty

    Eine kurze Geschichte der Gleichheit

    Übersetzt von Stefan Lorenzer

    Pikettys Werke „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ und „Kapital und Ideologie“ waren Welterfolge, stießen internationale Debatten an. Vielen waren sie aber zu ausschweifend geschrieben. In seinem neuen Buch fasst der französische Starökonom seine wichtigsten Thesen auf 264 Seiten zusammen. Das Standardwerk für jeden, der die historischen Ursachen von Ungleichheit verstehen will. 41 Punkte

    264 Seiten

    25,00 Euro

    C.H. Beck

    Zur Buchbesprechung
  • 4
    Cover des Buches "Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein"
    Armin Falk

    Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein

    Niemand würde von sich behaupten, ein schlechter Mensch zu sein. Das liegt daran, dass wir uns an Gutes erinnern, Schlechtes aber verdrängen. Durch eigene Studien zeigt der Verhaltensökonom Armin Falk, warum es uns nicht gelingt, endlich auf Ökostrom umzustellen oder an Bedürftige zu spenden. Seine Forderung: Gesellschaft so zu verändern, dass schlechte Handlungen bestraft, gute belohnt werden. 34 Punkte

    336 Seiten

    24,00 Euro

    Siedler

    Zur Buchbesprechung
  • 5
    Das Cover des Buchs von Michel Friedmann, "Fremd". Es zeigt neben einem blauen graphischen Element und dem Namen des Autors und dem Titel ein Zitat vom Oliver Reese: "Dieser Text ist das Politischste, Schmerzhafteste, das Friedman je geschrieben hat." Das Buch ist auf der Sachbuchbestenliste von Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit"
    Michel Friedman

    Fremd

    Als Neunjähriger zieht Michel Friedman mit seinen Eltern von Frankreich nach Deutschland – jenes Land, das zwei Jahrzehnte zuvor einen Großteil seiner Familie getötet hatte. Friedman will Kind sein – und entkommt doch nicht den dunklen Schatten der Vergangenheit, dem familiären Trauma und dem Antisemitismus. Über das Heranwachsen als Jude im Land der Mörder. 30 Punkte

    176 Seiten

    20,00 Euro

    Berlin Verlag

  • 6
    Sabine Adler

    Die Ukraine und wir. Deutschlands Versagen und die Lehren für die Zukunft

    Es ist das zweitgrößte Land Europas, und doch kennen wir es kaum: Die Ukraine blieb in Deutschland lange unbeachtet – trotz der Massenmorde der Nazis. Durch den russischen Überfall wird klar: Die Politik hat im Umgang mit der Ukraine versagt. Osteuropa-Expertin Sabine Adler deckt die größten politischen Versäumnisse der letzten Jahrzehnte auf und fordert einen radikalen Kurswechsel. 29 Punkte (Transparenzhinweis: Sabine Adler ist Deutschlandradio-Korrespondentin).

    248 Seiten

    20,00 Euro

    Ch. Links

  • 7
    Das Cover des Sachbuchs von Robin Kimmerer Wall, "Das Sammeln von Moos. Eine Geschichte von Natur und Kultur". Es zeigt den Namen Robin Wall Kimmerer und den Titel "Das Sammeln von Moos" in weiß auf einem Fotohintergrund, der kräftig grünes Moos zeigt.
    Robin Wall Kimmerer

    Das Sammeln von Moos. Eine Geschichte von Natur und Kultur

    Übersetzt von Dieter Fuchs

    Moose bleiben unserer Wahrnehmung oft verborgen, dabei sind sie faszinierende Pflanzen: Sie besitzen weder Blüten, Früchte noch Samen – und doch gibt es rund 22.000 Arten. Die amerikanische Pflanzenökologin Wall Robin Kimmerer verflechtet wissenschaftliche Evidenz mit dem Wissen indigener Völker und zeigt: Kaum ein Organismus steht so sehr für die Verbundenheit mit der Umwelt wie das Moos. 28 Punkte

    223 Seiten

    32,00 Euro

    Matthes & Seitz

    Zur Buchbesprechung
  • 8
    Das Cover des Sachbuchs von Elinor Cleghorn, "Die kranke Frau. Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen". Es zeigt neben dem in pink gedruckten Namen der Autorin und dem ebenfalls in pink gedrucktem Titel im Hintergrund eine Skulptur eines Frauentorsos. Auf dem Cover zeigt der Hals des Torsos nach unten. Das Buch ist auf der Sachbuchbestenliste von Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit".
    Elinor Cleghorn

    Die kranke Frau. Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen

    Übersetzt von Anne Emmert und Judith Elze

    Eine Diagnose-Odyssee musste Elinor Cleghorn über sich ergehen lassen, bis sie herausfand: Sie leidet an Lupus, einer Krankheit, die vor allem Frauen haben. Daraufhin machte sich die englische Feministin auf die Suche nach den patriarchalen Wurzeln der Medizin. Ob „wandelnde Gebärmutter“ oder „Hysterie“ – unsere Vorstellung von Gesundheit ist seit jeher vom Sexismus geprägt. 25 Punkte

    496 Seiten

    25,00 Euro

    Kiepenheuer & Witsch

  • 9
    Das Cover des Sachbuchs von Jens Balzer, "Ethik der Appropriation". Der Name des Autors und der Titel steht in pinker Schrift auf dem blassorangen Hintergrund.
    Jens Balzer

    Ethik der Appropriation

    Über kulturelle Aneignung wird gerade viel diskutiert. Handelt es sich um Diebstahl an marginalisierten Gruppen, wenn Weiße Dreadlocks tragen? Anhand historischer Beispiele zeigt der Musikjournalist Jens Balzer: In Wirklichkeit beruht jede Kultur auf Aneignung. Es komme nicht darauf an, ob Appropriation betrieben wird – sondern, ob diese berechtigt ist. 23 Punkte

    100 Seiten

    10,00 Euro

    Matthes & Seitz

  • 10
    Das Cover des Sachbuchs von Pierre Charbonnier, "Überfluss und Freiheit. Eine ökologische Geschichte der politischen Ideen". Es zeigt den Namen des Autors Pierre Charbonnier und den Titel "Überfluss und Freiheit und als Hintergrund eine Illustration von Gartenhecken auf hellgrünem Grund.
    Pierre Charbonnier

    Überfluss und Freiheit. Eine ökologische Geschichte der politischen Ideen

    Übersetzt von Andrea Hemminger

    Von John Locke bis Karl Marx gehe die politische Ideengeschichte von einer falschen Annahme aus, schreibt der französische Philosoph Pierre Charbonnier: die Erde als unerschöpfliche Quelle von Reichtum. Unsere Konzepte von Freiheit, Gleichheit und Autonomie beruhten auf diesem Denkfehler. Er fordert eine konsequente Abkehr vom eigentumsgestützten „Produktionismus“, der die Moderne prägt. 21 Punkte

    506 Seiten

    36,00 Euro

    S. Fischer

    Zur Buchbesprechung

So funktioniert die Abstimmung:
Jedes Jurymitglied vergibt an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:
René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
Peter Arens (ZDF)
Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
Ralph Bollmann (FAS)
Stefan Brauburger (ZDF)
Alexander Cammann (DIE ZEIT)
Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel)
Heike Faller (DIE ZEIT)
Daniel Fiedler (ZDF)
Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung)
Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur)
Inge Kutter (DIE ZEIT)
Hannah Lühmann (DIE WELT)
Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
Susanne Mayer (DIE ZEIT)
Tania Martini (taz)
Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur)
Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
Bettina von Pfeil (ZDF)
Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
Anne Reidt (ZDF)
Anna Riek (ZDF)
Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
Hilal Sezgin (freie Autorin)
Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
Julia Voss (Leuphana Uni Lüneburg)