Russland

Die Medienoffensive des Kremls

Der Chef von "Russia Today", Dimitri Kiseljow,bei der Präsentation des neuen Großprojekts Sputnik.
Der Chef von "Russia Today", Dimitri Kiseljow, präsentierte das neue Großprojekt Sputnik. © picture alliance / dpa / Alexey Filippov
Von Gesine Dornblüth · 11.11.2014
Russlands Führung setzt viel Geld und viel Manpower ein, um ihren Ruf in der Welt zu verbessern - auch mithilfe der Medien. Der Auslandssender "Russia Today“ macht in einigen Ländern bereits CNN und Al Jazeera Konkurrenz. Dazu kommt jetzt noch eine weltweite Multimedia-Agentur.
Großer Empfang im Pressezentrum der staatlichen russischen Informationsagentur "Rossija segodnja", "Russland heute", in Moskau. Ihr Chef, Dmitrij Kiseljow, präsentiert ein neues multimediales Großprojekt. Symbolisch drückt er auf einen virtuellen Startknopf und schaltet damit die Website frei.
"Sputnik" heißt das neue Projekt, wie die ersten sowjetischen Satelliten. "So erkennbar, so warm, so zielstrebig, so romantisch."
Kiseljow zählt auf, was vorgesehen ist: Büros und Pressezentren in mehr als 130 Städten in 34 Ländern. Ein eigener Nachrichtendienst, Sputniknews, in vier Sprachen: Englisch, Spanisch, Arabisch, Chinesisch. Radio und Multimediaangebote in 30 Sprachen, darunter auch auf Deutsch. All das ab 2015. Bisher funktioniert nur die englische Website.
Chef bekannt für Antiamerikanismus
Tatsächlich ist viel von dem Angekündigten alter Wein in neuen Schläuchen. Es gibt bereits ein staatliches russisches Auslandsradio, die Stimme Russlands, und die staatliche Agentur Ria Novosti hat Jahre lang multimedial die Sicht des Kreml in der Welt verbreitet. Nun wechseln die Namen, es wird umstrukturiert, modernisiert, professionalisiert. Kiseljow zum Konzept.
"Jedes Medium hat eine Redaktionspolitik, die Komsomolskaja Prawda genauso wie die New York Times. Bei uns ist das der Glaube an eine multipolare, vielfarbige und multikulturelle Welt. Wir sind gegen die aggressive Propaganda, die heute die Welt füttert, und die den Menschen eine unipolare Weltsicht aufzwingt. Wir werden alternative Interpretationen liefern. Dafür gibt es eine Nachfrage in der Welt. Die Welt hat es satt, dass sich ein Land für besonders hält."
Kiseljow ist bekannt für seine antiamerikanischen Ausfälle. Im Fernsehen rühmte er Russland als das einzige Land, das die USA in nuklearen Staub verwandeln könne.
Das neue Portal ist ein weiterer Baustein einer umfassenden Medienoffensive des Kreml. Vor einem Jahr hat Präsident Putin angeordnet, die Staatsmedien effektiver zu gestalten. In dem Zusammenhang wurde auch das staatliche Auslandsfernsehen ausgebaut. Am Sonntag startete eine deutsche Version. Auch die zunächst nur auf der Website. Die Inhalte dort unter anderem: Vorwürfe gegen deutschen Medien. Und so war es auch bei der Präsentation gestern in Moskau. Kiseljow schaltete zu seinem Korrespondenten in Berlin: "Berlin? Michail Lajko!"
"Die deutschen Propagandisten haben große Not. Das Publikum verliert das Vertrauen in die deutschen Medien. Die meisten Menschen suchen nach Alternativen, nach wahrhaftiger Information. Wir wissen von den Skandalen im deutschen Fernsehen, im Ersten, der ARD. Wir wissen von der Unprofessionalität der deutschen Journalisten in der Ukraine-Berichterstattung."
Kritik an "verfälschender Berichterstattung" in Deutschland
Die ARD hatte sich kürzlich für Fehler in der Berichterstattung entschuldigt und sie korrigiert. Russische Medien nahmen diese Entschuldigung als Eingeständnis einer angeblich kontinuierlich verfälschenden Berichterstattung. Der Korrespondent des russischen Staatsportals weiter:
"Vor allem ist aber die Idee des Neoliberalismus zur Ideologie geworden. Die deutsche Elite propagiert sie und spricht dabei eine Sprache, die die einfachen Leute nicht verstehen. Deshalb haben wir alle Chancen, in Deutschland mit alternativen, wahrhaftigen Informationen Erfolg zu haben."
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