Rundfunkkonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Wenn Neue Musik und Klassik Verbündete sind

Luftbild der Semperoper, die hinter einem großzügigen runden Platz liegt. Im Hintergrund die Elbe
Die Semperoper ist das Zuhause der Sächsischen Staatskapelle Dresden. © imago images / imagebroker
Moderation: Stefan Lang |
Für die Sächsischen Staatskapelle Dresden ist Musizieren lebensnotwendig. Die Spiellust erstreckt sich dabei auf Klassisches wie ganz neu Komponiertes. So bewegt sich der Abend zwischen einer Uraufführung von Aribert Reimann und Musik von Mendelssohn und Haydn.
Der aus Sizilien stammende Dirigent Gaetoano d'Espinosa war einige Zeit Konzertmeister in der Staatskapelle Dresden. Inzwischen ist er in ganz Europa unterwegs, hat sich der Oper zugewandt, und komponiert gerade eine Kinderoper.
Für die Uraufführung des Abends ist er intensiv mit der Komponisten-Legende Aribert Reimann in Kontakt getreten. Er berichtet, dass er sehr oft mit ihm telefoniert habe - längere Gespräche, so betont er. Viele musikalische Aspekte haben sie erörtert, wobei, so der Dirigent, habe er viel direkt aus den Noten lesen können. "Seine Schreibweise ist sehr klar, es ist nichts zufällig oder nebulös."
Der Komponist, Pianist und Musikwissenschaftler Aribert Reimann steht in seinem Arbeitszimmer und hält ein aufgeschlagenes Notenkonvolut in seinen Händen.
Aribert Reimanns Uraufführung war schon für das Frühjahr 2020 geplant.© picture alliance / dpa-Zentralbild / Jens Kalaene
Die fünf Stücke sind für ein relativ kleines Orchester gesetzt. Man könnte die Sätze als Suite begreifen, sagt d'Espinosa. Jedes Stück sei ein Mikrokosmos. Aber man könne auch die Verwandschaft zu einer Sinfonie entdecken. Der erste Satz, eine Toccata habe eine stark einleitende Gestik, die das gesamte Orchester einbinde.

Suite und-oder eine Sinfonie?

Im zweiten Satz, einem Lamento, gehe es viel solistischer zu. Der dritte Satz erinnere an ein Menuett. "Der vierte Satz ist eine Art Höllenfart. Für die Bläser ist das massiv fordernd." Hier zeige sich der Musikdramatiker Riemann besonders deutlich, so der Dirigent weiter. Der 5. Satz offenbart eine große Abschiedsgeste. Das musikalische Material des ersten Satzes ist hier wiederverwendet, aber in eine ganz andere Haltung gegossen.
Leider konnte Aribert Reimann nicht persönlich anreisen, die Mitglieder der Staatskapelle und Gaetano d'Espinosa haben dies sehr bedauert.

Mendelssohn darf folgen

Der Wechsel zu Felix Mendelssohn Bartholdy ist ganz im Sinne Aribert Reimanns. Ist er doch ein überzeugter Mendelssohn-Fan. Das kann Konzertmeister der Kapelle, Mathias Wollong, verstehen. Er spielte im Anschluss Mendelssohns frühes d-Moll Violinkonzert.
Das Werk schrieb dieser als 13-Jähriger. Es zeigt dabei auf der einen Seite jugendliche Frische, auf der anderen schon eine reife Meisterschaft. Virtuos ist es angelegt und bringt damit große Spiellaune mit sich.

Haydns positiver Blick

"Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen" - so heißt das Epigramm auf einer Stimmabschrift der Sinfonie Nr. 64 von Joseph Haydn. Im Jahr 1773 komponierte er das Werk, in einer Zeit, in der er in Festanstellung bei Nikolaus Esterhazy war und ersten Wohlstand genoss - ganz im Gegensatz zu seinen ersten Jahren seines Komponistendaseins in Wien, in denen er in einem zugigen Dachboden wohnend auf Unterrichtsaufträge harrte.
Matthias Wollong leitet als Konzertmeister diese Sinfonie von Joseph Haydn, um mehr Spannung zu erreichen spielten die Musiker der Sächsischen Staatskapelle im Stehen.
Aufzeichnung des Konzertes vom 13. November 2020 im Orchestersaal der Semperoper Dresden
Aribert Reimann
Fünf Stücke für Streichorchester – UA

Sächsische Staatskapelle Dresden
Leitung: Gaetano d’Espinosa

Felix Mendelssohn Bartholdy
Konzert für Violine und Streichorchester d-Moll
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 64 A-Dur

Matthias Wollong, Violine
Sächsische Staatskapelle Dresden
Leitung: Mathias Wollong

Im Anschluss:
Interview mit dem Orchesterdirektor Adrian Jones zum anstehenden Jubiläum der Staatskapelle Dresden: 2023 wird sich 475 Jahre ununterbrochene Tradition feiern. Es wird dann der Blick auf den Alltag in den verschiedenen "Systemen" richten:: am Hof, in der Diktatur, der 1. Republik, im Nationalsozialismus, in der DDR und nach dem Mauerfall.
Danach:
Projekt der Dresdner Sinfoniker vom September 2020
‚Himmel über Prohlis – Klangtopographie einer Hochhaussiedlung‘
Ein Projekt der Dresdner Sinfoniker vom September 2020
Giovanni Gabrieli
Canzon duodecimi toni
(Arrangement: Wieland Reißmann)
Markus Lehmann-Horn
"Himmel über ..."
16 Alphörner, 9 Trompeten, 4 Tubas,
Dà Gu-Trommeln
Einstudierung: Premil Petrović
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