Rückkehr der Touristen in Schleswig-Holstein

Sehnsucht nach Sonne, Sand und Strand

05:50 Minuten
Zwei Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes stehen vor einem Imbiss in Heiligenhafen und kontrollieren, ob die Corona-Vorschriften eingehalten werden.
Entspannt in der Sonne: Sandra Wille und Wolfgang Stark stehen vor einem Imbiss in Heiligenhafen und kontrollieren, ob die Coronavorschriften eingehalten werden. © Deutschlandradio / Thorsten Philipps
Von Thorsten Philipps · 02.06.2020
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Hotelbesitzer, Strandkorbvermieter, Restaurants – an Nord- und Ostsee kommt das Geschäft wieder in Gang. Sicherheitsdienste kümmern sich darum, dass die Touristen die coronabedingten Abstände einhalten. Doch die Atmosphäre ist sehr entspannt.
"Guten Morgen, wir hatten ja am letzten Wochenende doch einige Probleme mit dem Einhalten der Abstände, das soll jetzt besser werden."
Heiligenhafens Bürgermeister Kuno Brandt hat für das Pfingstwochenende extra Personal einer Sicherheitsfirma engagiert. Er steht mit den beiden Ordnungskräften vor dem Promenadeneingang, wo rot-weiße Baken aufgebaut wurden.
Bürgermeister Brandt erklärt zu Dienstbeginn, wo und wie Wolfgang Stark und Sandra Wille die Abstände zwischen den Urlaubern kontrollieren sollen. Die Promenade wurde bereits in zwei Wege geteilt, die durch Absperrwände getrennt sind. Einer führt zum Strand, der andere vom Strand weg.
"Und insbesondere die Fahrradfahrer darauf anzusprechen, die hier für eine Verengung sorgen."
"Ja, so machen wir es."

Das Fahrrad muss geschoben werden

Es dauert keine drei Minuten, da kommt schon der erste Urlauber auf seinem Fahrrad die Promenade lang gefahren:
"Moin, sind Sie so lieb und schieben bitte? Danke!"
Sandra Wille und Wolfgang Stark arbeiten seit 20 Jahren für einen Securitydienst. Sie sind gelassen und immer freundlich:
"Hallihallo, könntet ihr bitte auf die andere Seite wechseln, das ist eine Einbahnstraße? Danke!"
Fußgänger in Heiligenhafen: Ein Schild sorgt dafür, dass die rechte Seite der Fußgängerpassage in die eine Richtung, die linke Seite in die andere Richtung begangen wird.
Corona bringt neue Leitsysteme hervor: Wer sich nicht daran hält, wird in Heiligenhafen höflich an Sinn und Zweck solcher Maßnahmen erinnert.© Deutschlandradio / Thorsten Philipps
So wie die beiden haben an diesem langen Pfingstwochenende etwa 100 Ordnungskräfte in Schleswig-Holstein auf eine halbe Million Urlauber aufgepasst. Und die haben sich größtenteils vorbildlich verhalten, viele waren einfach nur froh, endlich mal wieder Urlaub machen zu können.
"Ich gehe bei den Temperaturen eigentlich nie ins Wasser, aber ich hatte so eine Sehnsucht".
"Das ist jetzt unser Sommerurlaub, wir wollten eigentlich nach Griechenland, aber das ist ins Wasser gefallen. Jetzt bleiben wir zwei Wochen hier."
"Es ist einfach toll, mal aus den eigenen vier Wänden rauszukommen."
Am Strand kontrollieren die Strandkorbvermieterinnen und -vermieter selbst, dass zwischen den Körben der Abstand eingehalten wird. So wie Martina Hasenpusch:
"Wenn ich mich hier umgucke, sehe ich, dass alle Abstände eingehalten werden – die Körbe sind weit auseinander, keiner liegt dazwischen."

Kontrolle wegen zusammengestellten Strandkörben

Dann entdeckt sie an einer Stelle etwas weiter entfernt doch zehn Männer, Frauen und Kinder an zwei zusammengestellten Strandkörben - da fragt die Strandkorbvermieterin mal nach:
"Und Sie kommen alle aus einem Haushalt?"
"Nein aus zwei Haushalten, aber das ist ja auch erlaubt."
"Ja, da haben Sie recht. Alles in Ordnung. Schönen Urlaub noch."
Die Familien aus der Nähe von Hamburg sind nicht genervt von den Kontrollen. Sie finden, dass die meisten Menschen die Abstände einhalten, wenn auch nicht alle:
"Es wird größtenteils eingehalten, zwischen Kindern ist das ja schwierig".
"Wir bemühen uns".
"Nicht immer, aber es wird sich bemüht."
Die 350 Strandkörbe von Martina Hasenpusch sind bis Juli schon alle vermietet. Wenn der Sommer nicht ins Wasser fällt, sollten die entgangenen Einnahmen des Quasi-Lockdowns wieder aufgeholt werden. Allerdings, so schwer wie in diesem Jahr war die Arbeit noch nie für sie:
"Wir rücken jeden Tag die Körbe wieder hin, ich muss die Kontrollen machen und die Kontaktdaten jeder Person erfassen, das ist schon aufwendig."
Auf der Promenade sind die 40-jährige Sandra Wille und der 62-jährige Wolfgang Stark schon rund zwanzigmal die einen Kilometer lange Promenade auf und ab marschiert:
"Sind Sie so lieb und schieben bitte?!"
Auch in den Geschäften kontrollieren sie die Abstände.
"Hallihallo, hier alles in Ordnung?"

Keine Markierungen auf dem Boden

Vor einem Imbiss fehlen die Markierungen am Fußboden, die Menschenschlange macht einen riesigen Bogen, sodass der letzte mitten auf der Promenade steht - da müssen die beiden eingreifen und auch mit dem Inhaber sprechen.
"Der war total entspannt, alles gut. Ich habe gesagt, wir besorgen ihm das Klebeband und helfen ihm auch …"
Tatsächlich bekommen sie das Klebeband in einem Geschäft und kleben die Markierungen auf den Boden vor dem Imbiss. Bußgelder verteilen sie nicht – am Ende des Tages haben sie 200 Fahrradfahrer vom Drahtesel geholt und 50 Personen auf die richtige Seite der Promenade verwiesen. Die beiden ziehen eine positive Bilanz:
"Ich hätte nicht gedacht, dass es so reibungslos funktioniert."
So wie in Heiligenhafen war es fast überall an der Ostseeküste; nur Scharbeutz musste den Ort gestern gegen Mittag für Tagestouristen sperren. An der Nordseeküste waren St. Peter Ording, Büsum und die Inseln Sylt, Föhr und Amrum das ganze Wochenende für Tagestouristen gesperrt, dort kontrollierte die Polizei mehr als 3.000 Pkw und schickte rund tausend Tagesgäste wieder weg. Der Norden Deutschlands war an seinen Küsten auf den Touristenansturm gut vorbereitet.
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