Roman

Lovestory im Doppelpack

Kleine Herzen an Fensterläden, an denen der Lack abblättert, an einem alten Bauernhaus in Dresden.
Fensterläden mit Herzen: Sparks blickt humorvoll und melancholisch auf das Leben zweier Paare zurück. © picture-alliance / dpa
Rezensiert von Roland Krüger · 10.12.2013
Nicholas Sparks schildert die Lebenswege zweier Paare, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten. Sie sind mittlerweile steinalt, doch das tut der Romantik in den Beziehungen keinen Abbruch.
Dieses Mal erzählt Nicholas Sparks die Geschichten gleich zweier Liebespaare; der neue Roman ist damit so etwas wie ein „doppelter Sparks“.
Der 91-jährige Ira hat auf einer einsamen Straße die Kontrolle über sein Auto verloren, ist eine Böschung hinuntergerutscht und erinnert sich, eingeklemmt in seinen Wagen, an die wichtigsten Momente seines erfüllten Lebens. In Halluzinationen erscheint ihm dabei immer wieder seine längst verstorbene Frau Ruth.
Der junge Rodeo-Reiter Luke und Sophia entdecken ihre Liebe zueinander, nachdem Luke die feinsinnige Kunststudentin vor deren zudringlichem Ex-Freund beschützt hat.
Beide Geschichten haben zunächst gar nichts miteinander zu tun, und beide ziehen den Leser in ihren Bann. Sparks schildert die Gefühle der Hauptfiguren höchst plastisch, so dass im Kopf des Lesers die romantische Hollywood-Verfilmung schon fertig ist.
Romantische Hollywood-Verfilmung schon im Kopf
Ira und Ruth haben sich kurz vor Amerikas Kriegseintritt kennengelernt, der Amerikaner war von der aus Wien stammenden, kunstsinnigen Ruth fasziniert. Ihre Eltern waren vor den Nazis geflohen. Als Ira Ruth am Ende der Hochzeitsreise ein paar Gemälde kauft, ahnen beide nicht, dass sie damit den Grundstock für eine bedeutende und wertvolle Kunstsammlung Amerikas legen.
Cowboy Luke hingegen hat Geldsorgen. Nachdem ihn auf einem Rodeo ein Bulle schwer verletzt hat, muss er Arztrechnungen abstottern, und es sieht so aus, als müsste er die Ranch, auf der er mit seiner Mutter lebt, verkaufen. Um Geld zu verdienen, reitet er wieder Rodeos, obwohl sein Arzt ihn eindringlich davor gewarnt hat. Beides, den Reitunfall und die Warnung, verheimlicht er jedoch vor seiner neuen Freundin Sophia.
Nicholas Sparks
Nicholas Sparks© dpa / picture alliance / Jörg Carstensen
Achtung, Taschentücher bereit legen!
Nicholas Sparks schildert in gewohnt direkter, fast einfacher Sprache mit mächtigen Bildern die Lebenswege zweier Paare, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten. Bei näherem Hinsehen allerdings ähneln sich die Grundkonstellationen beider Paare. Ruth und Sophia begeistern sich für Kunst, Luke und Ira tun das vor allem, um ihren Frauen einen Gefallen zu tun. Der eine ist ein handwerklich geschickter Ranchbesitzer, der andere ein städtischer Geschäftsmann. Luke sprüht vor Energie, während Ira ohne Bitterkeit am Ende seines Lebens angekommen ist. Als Leser denkt man schnell, dass beide Paare einander wohl mögen würden. Und man hofft auf ein baldiges Zusammentreffen Iras mit Luke und Sophia.
Und natürlich hat Bestseller-Autor Sparks eine Idee für dieses Treffen.
Abwechslungsreicher als üblich ist Nicholas Sparks' Erzählweise: Auf Iras und Ruths Leben blickt er melancholisch und humorvoll zurück, während er Lukes und Sophias Geschichte im heutigen Amerika verankert. Leider geht der Autor fast gar nicht auf die Nöte und Sorgen nach Amerika ausgewanderter Juden ein. Das ist eben nicht Sparks´ Intention. Er lässt Romantik aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf solche der jetzigen Zeit treffen. Manche Leserin wird wieder viele Taschentücher brauchen.

Nicholas Sparks: Kein Ort ohne dich

Heyne-Verlag, München 2013

544 Seiten, 19,99 Euro

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