Rolf-Bernhard Essig: "Perlen, Perlen, Perlen"

Schimmernde Schönheit

Buchcover von "Perlen, Perlen, Perlen" von Rolf-Bernhard Essig
Buchcover von "Perlen, Perlen, Perlen" von Rolf-Bernhard Essig © Combo dpa / mare verlag
Von Günther Wessel · 23.02.2017
Perlen faszinieren Menschen von jeher. Zahlreiche Mythen ranken sich um sie, sowie erotische Anspielungen. Der Autor Rolf-Bernhard Essig sammelt in "Perlen, Perlen, Perlen" Fakten, Gedichte und Anekdoten rund um die Perlmuttkugel.
Seit jeher faszinieren Perlen die Menschen – wohl auch, weil sie von einem Zauber umgeben sind: Wie kommt die Perle in die Muschel, und warum enthält nicht jede Muschel eine? Goethe hatte dafür eine poetische Erklärung und sprach von einem himmlischen Tropfen, der in der Muschel eingeschlossen wird.
Er ging dabei wie die meisten Mythen auf alte indische Legenden von 600 v. Chr. zurück: In denen steigen Perlmuscheln in Vollmondnächten an die Oberfläche des Meeres, öffnen sich und empfangen einen himmlischen Segen – was auch erklären kann, warum Perlen im frühen Christentum als Symbol der jungfräulichen Empfängnis verstanden wurden.
Illustration von Birgit Schössow aus dem Buch "Perlen, Perlen, Perlen" von Rolf-Bernhard Essig
Illustration von Birgit Schössow aus dem Buch "Perlen, Perlen, Perlen" von Rolf-Bernhard Essig© Mare Verlag

Die erotische Konnotation

Doch ebenso stark wie die Unschuld ist eine andere, die erotische Konnotation: Die Muschel wird als Vagina verstanden, mit der Perle als Klitoris darin. Dazu passt auch, dass in der griechisch-römischen Mythologie die Liebesgöttin aus einer Muschel entspringt: Aphrodite oder Venus wie sie beispielsweise Sandro Botticellis gemalt hat.

Eigentlich eine biologische Fehlbildung

Etwa 75.000 verschiedene Mollusken-Arten können Perlmutt und somit Perlen bilden – rein biologisch ist das eine Fehlbildung. Durch eingedrungene Parasiten oder Fremdkörper wird, vereinfacht gesagt, an falschen Stellen zu viel Perlmutt produziert, das sich dann Schicht für Schicht aufbaut, mal rund, mal tropfenförmig, mitunter auch ganz unregelmäßig – jeweils davon abhängig, um was sich diese Perlmuttschicht legt.
Wie das genau passiert, weiß man nicht, aber schon früh, in China kurz vor der Zeitenwende, legte man vorsichtig flache Buddha-Reliefs zwischen Schale und Mantel von Süßwassermuscheln, damit so die Figuren mit Perlmutt überzogen wurden.
Erst dem Japaner Kokichi Mikimoto gelang es nach vielen Versuchen, in den frühen 1920er-Jahren vollrunde Zuchtperlen zu produzieren, die von den Naturperlen nicht mehr zu unterscheiden waren und einen seltsamen Streit auslösten: Sind Zuchtperlen echte Perlen?
Illustration von Birgit Schössow aus dem Buch "Perlen, Perlen, Perlen" von Rolf-Bernhard Essig
Illustration von Birgit Schössow aus dem Buch "Perlen, Perlen, Perlen" von Rolf-Bernhard Essig© Mare Verlag

Ein schönes Geschenkbuch

Rolf-Bernhard Essig mischt höchst unterhaltsam Fakten und Historisches mit Anekdoten und Legenden. Er erzählt die chinesische Fabel des Jungen, der eine Zauberperle findet, sie verschluckt und sich in einen Drachen verwandelt, er schreibt über Sir Francis Drakes Perlenschmuck, der ihm von Königin Elisabeth überreicht wurde, und wie die Perlen auf ein Verhältnis der beiden hinweist.
Und er erklärt, woher das Sprichwort "Perlen vor die Säue werfen" stammt - aus dem Matthäusevangelium - erzählt dann noch von Perlentauchern und bietet ausgewählte Gedichte über Perlen. Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring fehlt ebenso wenig wie der perlende Champagner.
Schön ausgestattet mit kleinen Illustrationen von Birgit Schössow und mit weißlich schimmernden Cover ist das Büchlein das passende Geschenk zur oder statt einer Perle – je nach Budget.

Rolf-Bernhard Essig: "Perlen, Perlen, Perlen. Eine Liebeserklärung in sieben schimmernden Kapiteln"
Mit Illustrationen von Birgit Schössow
Mare Verlag, Hamburg 2017, 160 Seiten, 14,- Euro

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