Rodney-King-Video

Rassismus sichtbar gemacht

06:14 Minuten
Grobkörnige Schwarz-Weiß-Aufnahme: Polizisten schlagen und treten auf einen am Boden liegenden Mann. Es handelt sich um Rodney King.
Das Video von der Misshandlung Rodney Kings habe deutlich gemacht, wie exzessiv rassistische Polizeigewalt stattfinde, sagt Tahir Della. © picture alliance / AP Photo / George Holliday
Tahir Della im Gespräch mit Massimo Maio · 21.09.2021
Audio herunterladen
Weiße Polizisten misshandeln den Schwarzen Rodney King: George Holliday, der dies 1991 filmte, ist nun gestorben. Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland erklärt die Rolle von Videos, die rassistische Polizeigewalt zeigen.
1991 nahm der Klempner und Amateurfilmer George Holliday ein Video auf, das um die Welt ging und in den USA für Proteste und Unruhen sorgte: Das unscharfe, aus der Ferne gefilmte Video zeigt, wie in Los Angeles vier weiße Polizisten den schwarzen LKW-Fahrer Rodney King mit Stöcken schlugen und nach ihm traten. Nun ist Holliday gestorben.

Beweis der exzessiven Gewalt

Das Video habe deutlich gemacht, wie exzessiv rassistische Polizeigewalt stattfinde, sagt Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland – und auch wie wenig in Reaktion darauf passierte: Die Polizisten, die King misshandelt hatten, wurden damals zunächst freigesprochen.
Erst in einem zweiten Verfahren wurden zwei der Polizisten schuldig gesprochen und zu je 30 Monaten Haft verurteilt. Auf harte und brutale Art habe das Video zudem deutlich gemacht, dass die wenigsten über die Gewaltexzesse Bescheid wüssten, sagt Della.
"Wir würden uns wahrscheinlich nicht an Rodney King erinnern, wenn es dieses Video nicht gegeben hätte", so der Aktivist. Auch aktuell, glaubt er, würden wir nicht über institutionellen Rassismus in den USA und in Deutschland sprechen, wenn es die Videos von der Ermordung Eric Garners und George Floyds nicht gäbe.
"Das macht eben auch deutlich, dass es bedauerlicherweise offensichtlich immer solcher Events, solcher Videos bedarf, um wirklich umfassend ins Gespräch zu kommen, wie wir diese rassistische Polizeigewalt abbauen", sagt Tahir Della.

Empathie in der Mehrheitsgesellschaft

Es sei tragisch, dass wir immer noch in der Phase der – in Anführungszeichen – "Beweisaufnahme" seien, ob es überhaupt ein institutionelles Problem bei der Polizei in Deutschland gebe, sagt Della – trotz der Ermittlungen in den NSU-Morden, trotz des Falls Oury Jalloh.
"Wir müssen wirklich Strukturen in den Blick nehmen und sehen, dass wir diese Vorkommnisse, diese Ereignisse stoppen", fordert er. Denn Rassismus sei nicht allein eine Frage von einzelnen Polizistinnen und Polizisten, die rassistische Polizeigewalt ausübten.
Die Proteste im vergangenen Jahr nach dem Mord an Georg Floyd hätten gezeigt, dass Videos rassistischer Polizeigewalt in der Mehrheitsgesellschaft zu Empathie und Solidarität führten, so Della. Natürlich würden sich wiederum viele schwarze Menschen und People of Color solche Aufnahmen aber auch ganz bewusst nicht anschauen.
Mehr zum Thema