Robin Ticciati, RIAS Kammerchor und DSO Berlin

Steinige Neue Welt

Der Chefdirigent des DSO Berlin Robin Ticciati
Schafft für Dvořáks 9. Symphonie völlig neue Zusammenhänge: Chefdirigent Robin Ticciati © Marco Borggreve/DSO Berlin
Moderation: Volker Michael |
Dvořáks Symphonie "Aus der Neuen Welt" ist ein Hit. Doch verbinden Robin Ticciati, der RIAS Kammerchor und das DSO Berlin sie wie hier mit Duke Ellingtons "Harlem", Spirituals und Ondřej Adameks "Kameny", dann entstehen wirklich neue Klangwelten.
Robin Ticciati, der Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, hat sich viel vorgenommen. Eines der bekanntesten Musikstücke überhaupt – Antonín Dvořáks Neunte Sinfonie – hat er in einen ungewohnten Zusammenhang gestellt. Dabei hat er den Untertitel des Werks doppelt ernst genommen – aus der Neuen Welt heißt der. Es geht also um Nordamerika, und es geht viel mehr um "neue Klangwelten" in diesem aufwändigen und herausfordernden Programm.

Freiheitsdrang und Glaubenskraft

Eingerahmt wird die berühmte Sinfonie Antonín Dvořáks im zweiten Teil des Abends von zwei ebenso bekannten Spirituals, "Steal away" und "Deep River". Nahtlos sollen sich diese beiden inbrünstigen Gesänge, interpretiert vom RIAS Kammerchor Berlin und einstudiert von Ondřej Adamek, an die Sinfonie anschließen, als Einleitung und als endgültiges Finale, als Öffnung zum Himmel. Dvořák war tiefgläubig und kam aus einem Land, das um seine Freiheit rang. Viel spiritueller und freiheitsdurstiger sind da noch die Gesänge der Afroamerikaner, die doch erstaunliche Parallelen zur Neunten Sinfonie aufweisen.
Der RIAS Kammerchor vor Berliner Großstadtkulisse
RIAS Kammerchor© Matthias Heyde
Der erste Teil bringt dagegen neue und selten zu hörende Musik. Der tschechische Gegenwartskomponist Ondřej Adamek hat vor einigen Jahren ein Werk namens "Kameny" geschrieben. "Steine" lautet der Titel auf Deutsch. Es ist nun die dritte Aufführung überhaupt dieses Werks für Chor zu 24 Stimmen und Ensemble.
Der Komponist selbst hat das Werk mit dem RIAS Kammerchor Berlin einstudiert. In der Sendung erläutert er die Inhalte und Hintergründe des Werks, das mit Steinen als unschuldiges Kinderspielzeug, aber auch mit Steinen als Mordinstrumente zu tun hat. Zudem kommen die Steine wirklich auch als hörbare Instrumente zum Einsatz in dem Werk, gerieben und geschüttelt von allen Mitwirkenden.

Jazzy Leichtigkeit

Das Konzert beginnt mit "Harlem", einem Orchesterwerk von Duke Ellington. Es ist kein Jazz, was der Name dieses Komponisten eigentlich suggeriert. Ellington hat das Stück im Auftrag von Arturo Toscanini 1948 komponiert. Jeder Ton ist also fixiert, und dennoch braucht es einen jazzigen Ton, eine spielerische Leichtigkeit. Die haben das DSO Berlin und sein Chefdirigent recht mühelos erreicht, erzählte Robin Ticciati vorab in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 26. Januar 2020
Duke Ellington
"Harlem"
Ondřej Adámek
"Kameny" für Chor zu 24 Stimmen und Ensemble
Wallace Willis
"Steal away", Spiritual
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 "Aus der Neuen Welt"
"Deep river", Spiritual

RIAS Kammerchor Berlin
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Robin Ticciati

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