Risiken bei Zyklus-Apps

Sensible Daten sind für Unternehmen interessant

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Eine Frau liegt unter der Decke im Bett und schaut auf ihr Smarphone.
Viele Frauen richten sich bei der Verhütung inzwischen nach den Angaben einer Zyklus-App auf dem Smartphone. © picture alliance / dpa Themendienst / Christin Klose
Katharina Nocun im Gespräch mit Vera Linß  · 28.12.2019
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In letzter Zeit sind Zyklus-Apps in Verruf geraten. Digitalaktivistin Katharina Nocun rät Frauen zur Vorsicht, denn intime Angaben zu Menstruationsbeschwerden oder dem Kinderwunsch werden oft auf Unternehmensservern gespeichert statt im eigenen Handy.
Auch Alltagsthemen werden derzeit beim "Chaos Communication Congress" in Leipzig diskutiert. So gab es auch eine Debatte über die Risiken von Perioden-Tracker oder digitale Menstruationskalender, die viele Frauen zur besseren Übersicht verwenden. Apps für den Menstruationszyklus sind sehr beliebt und das Angebot groß, aber sie sind auch wegen mangelnden Datenschutzes in die Kritik geraten.

Wenn die App intime Fragen stellt

Die Risiken seien von der jeweiligen App und vom Anwendungszweck abhängig, sagt die Digital-Aktivistin Katharina Nocun. Einige Frauen verzeichneten darin Menstruationsbeschwerden wie Unterleibsschmerzen. Es gebe Apps, die ihre Nutzerinnen fragten, wann sie masturbieren oder Lust auf Sex haben. Einige wollten sogar wissen, ob man Kinder haben wolle. "Das sind alles sehr sensible Informationen, die weit darüber hinausgehen, wann ich meine Tage habe und wann nicht", sagt Nocun.
Portrait der Netzaktivistin und Datenschutzexpertin Katharina Nocun.
Digital-Aktivistin, Autorin und Datenschützerin Katharina Nocun.© picture alliance / ZUMA Press / Sachelle Babbar
"Das grundsätzliche Problem ist, dass bei den meisten Apps die Daten erst einmal nicht auf dem Telefon abgelegt werden, sondern sie werden zentral zusammengeführt, auf dem Server des jeweiligen Unternehmens gespeichert", sagt die Digitalexpertin. Aus diesen Daten könne man sehr viel über eine Nutzerin erfahren. Das zeige auch die psychologische Forschung.

Personalisiertes Marketing möglich

Aus solchen Daten lasse sich vieles ableiten, beispielsweise Erkrankungen oder auch ein unerfüllter Kinderwunsch. Auch eine mögliche Schwangerschaft könne eine wichtige Information sein, nicht nur für die App-Anbieter, sondern auf für Dritte. Als Beispiel nannte Nocun einen Drogeriemarkt, der an gezieltem Marketing interessiert sein könnte, um später Windeln und Babybrei an diese Nutzerin verkaufen zu können.
Als sicherere Alternative gebe es inzwischen eine Reihe von Apps von Frauen für Frauen, die das gezielt anders machen wollten. Nocun nannte beispielsweise das Projekt "Drip", eine Initiative der Open Knowledge Foundation, bei der alle Daten allein auf dem jeweiligen Gerät gespeichert würden und deshalb nicht an Dritte gelangen könnten.
(gem)
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