Rimini Protokoll: "Nachlass"

Organisierte Botschaft an die Nachwelt

Der Regisseur Stefan Kaegi, Aufnahme vom Juli 2006
Stefan Kaegi vom Theaterkollektiv Rimini Protokoll. Ihr neues Projekt heißt "Nachlass" und kreist um das Thema Tod. © AFP / Boris Horvat
Stefan Kaegi im Gespräch mit Anke Schaefer · 14.09.2016
Welche Botschaften wollen Menschen der Nachwelt angesichts ihres nahenden Todes hinterlassen? Damit beschäftigt sich das neue Projekt des Theaterkollektivs Rimini Protokoll. Es sei ein "Kinderspiel" um die Möglichkeiten des digitalen Nachlasses, sagt der Theatermacher Stefan Kaegi.
Im Théâtre Vidy in Lausanne wird heute Abend das neue Stück "Nachlass" des Theaterkollektivs Rimini Protokoll uraufgeführt. Stefan Kaegi, einer von drei Mitgliedern des Kollektivs, hat Menschen begleitet, die dem Tod nahe sind: in Sterbehospizen, Krankenhäusern oder bei Neurologen. Entstanden ist ein Stück, das in acht Räumen präsentiert wird und ohne Schauspieler auskommt. Es wird nur mit Audio-Material aus den Gesprächen gearbeitet.
Wie gehen wir heute mit dem Thema Tod oder Sterbehilfe um? Und welche Möglichkeiten gibt es, seinen Nachlass zu gestalten? Stefan Kaegi berichtete im Deutschlandradio Kultur von der Arbeit an diesem Projekt. Man habe gezielt die Schweiz als Land für Recherchen gewählt. Die Medizin sei dort "wahnsinnig weit entwickelt". Einer der Protagonisten des Theaterstücks sei ein Neurologe, der Zeit seines Lebens Forschungen zur Demenz betrieben habe:
"Und jetzt ist er selber pensioniert. Und kommt womöglich selber einer Demenz immer näher. Weil: Der Körper wird eben immer älter, statistisch gesehen. Mit dem wachen Geist, da ist es noch ein bisschen schwieriger, das unter Kontrolle zu kriegen."

Früher gab es Mausoleen, heute gibt es digitale Nachlässe

Kaegi beschrieb den Ansatz des Projektes, das sich eigentlich nicht nur mit dem Thema Ableben beschäftigen wolle. Es handele sich vielmehr um "ein kleines Kinderspiel", mit dem eine "Botschaft in die Zukunft" schreiben wolle:
"Das ist jetzt aber nicht nur eine geschriebene Botschaft. Sondern das sind Räume, das sind Stimmen, das sind eben Performer, die aus der Abwesenheit mit Menschen sprechen, die zu ihnen gekommen sind. So wie man früher einmal Mausoleen und Pyramiden besucht hat. Aber jetzt gibt es natürlich im multimedialen Zeitalter ganz andere Möglichkeiten, das die Toten sozusagen weiter performen können. Die ganzen digitalen Nachlässe, die sich jetzt zum Beispiel auf Facebook akkumulieren, sind eine Möglichkeit, etwas zurück zu lassen."
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