Lynn Painter: "Fake Skating"

Klischees mit ein bisschen Etwas

05:27 Minuten
Auf dem Cover von "Fake Skating" sind der Buchtitel und die Autorin zu sehen, sowie ein Comicpärchen in verschiedenen Situationen.
© Penguin Random House

Lynn Painter

Übersetzt von Bettina Hengesbach

Fake SkatingGoldmann, München 2025

480 Seiten

17,00 Euro

Von Lynn Hruschka |
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Dank TikTok und dem #BookTok-Trend ist das NewAdult-Genre der Bestseller auf dem Buchmarkt. Lynn Painter bedient diesen Trend bravourös, diesmal das Subgenre Sport-Romance: Die 17-jährige Dani, Kindheitsfreundin von Eishockey-Star Alec, verliebt sich.
Die 17-Jährige Dani hat nie ein Zuhause gehabt, das länger als ein paar Jahre hielt. Koffer, die nie ganz ausgepackt wurden, fremde Klassenzimmer, neue Namen – die einzige Insel der Beständigkeit: Immer einen Monat im Jahr den Sommer in der Heimatstadt ihrer Mutter in Minnesota verbringen.
Als sich ihre Eltern trennen, entscheidet Danis Mutter, dass sie genau dort am besten aufgehoben sind. Dani geht nur widerwillig mit, ihre letzte Erinnerung an Minnesota ist ein Streit mit ihrem Kindheitsfreund Alec. Der ist jetzt plötzlich ein begnadeter Eishockeyspieler und Superstar auf der High School – und würdigt die 17-Jährige keines Blickes.

Popkulturelle Referenzen, um die Geschichte aufzuladen

Painter erzählt ihre Geschichte fast vollständig über Dialoge, schnell, gewitzt und pointiert. Sie fängt ein, wie existenziell sich Entscheidungen in diesem Alter anfühlen und nimmt ihre Figuren ernst. Gesprächsformulierungen und Gruppen-Dynamiken, die zwischen volljährigen Protagonisten zu Stirnrunzeln führen würden, wirken hier realistisch.
Die Autorin bedient gleichzeitig schamlos alle Klischees, kippt aber die damit einhergehenden Erwartungen immer mal wieder oder fügt einen kleinen Kniff hinzu. Danis größter Wunsch ist zum Beispiel, an der Elite-Uni Harvard angenommen zu werden. Dieser Wunsch ist mit dem Zusatz versehen, ein Leben wie die Überfliegerin Rory aus der Serie Gilmore Girls führen zu wollen. Die US-Serie ist zwar schon zwanzig Jahre alt, aber Kult bei der Gen Z. Painter kennt ihre Zielgruppe und nutzt Referenzen, um ihre Geschichte mit Bedeutung aufzuladen und popkulturell einzuordnen.
So ist die Leseerfahrung keineswegs voller Überraschungen; die verwendeten Tropes – zu Deutsch Erzählmuster – werden schon vom Verlag vorher verraten: "Childhood Bestfriends", weil Alec und Dani sich schon lange kennen, und "Fake Dating", weil sie im Verlaufe des Buches so tun, als wären sie ein Paar.
Obwohl die Autorin selbst in Interviews betont, dass dieses Szenario im echten Leben kaum vorkommen würde, gehört es zu den beliebtesten Erzählmustern im Romance-Genre. Es geht hier also nicht nur um die Realität, sondern auch um viel Eskapismus.

Es gibt immer einen Pokal zu gewinnen

"Fake Skating" fällt außerdem in das Subgenre Sport-Romance, das seit 2023 die Young Adult-Veröffentlichungen in seinem Bann hält. Hannah Grace prägte mit "Icebreaker" den Trend und machte die Sportart Eishockey zur beliebtesten Bühne dieser Geschichten: Während Teamdynamiken der Handlung Aufschwung geben – es gibt immer einen äußerst wichtigen Pokal zu gewinnen – sehen Kritiker eine Sexualisierung der männlichen Spieler und problematische Darstellung von Körperidealen im Vordergrund.
Lynn Painter ist jetzt Ende 2025 fast ein bisschen spät dran, die Trendvorgänger haben aber bei weitem nicht so charmant und angenehm unterhaltend geschrieben, wie Painter es nun tut. Besser spät als nie, heißt die literarische Devise. Und der nächste Trend kommt bestimmt.
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