Restaurant-Verbot für Kinder

"Menschenrechte werden beeinträchtigt"

Mecklenburg-Vorpommern, Binz: Ein Schild mit der Aufschrift "Adult-Only Restaurant ...ab 17.00 Uhr bitte ohne Kinder unter 14" steht vor dem Eingang des Restaurants "Oma's Küche".
Diese Schild vor einem Restaurant in Binz auf Rügen sorgt bundesweit für Diskussionen. © Stefan Sauer/ dpa
Klaus Hurrelmann im Gespräch mit Hans-Joachim Wiese · 17.08.2018
Ein Restaurant hat genug von ungezogenen Gören und verbietet Kindern abends den Zutritt. Ein solches Verbot sei "in einer demokratischen Gesellschaft nicht hinnehmbar", sagt Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann. Er schlägt eine andere Lösung des Konflikts vor.
"Adult-Only Restaurant" verkündet ein Schild vor dem Restaurant "Oma's Küche und Quartier" in Binz auf Rügen: Ab 17 Uhr darf hier kein Kind unter 14 Jahren mehr hinein. Denn das Restaurant sei spezialisiert auf "Ruhe, Erholung und entspanntes Genießen".
Irgendwann sei eine Grenze erreicht, rechtfertigt Wirt Rudolf Markl sein Verbot gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Bisher hätten Kinder in dem Restaurant Fangen gespielt, an den Tischdecken von Nachbartischen gezerrt. Die Eltern hätten nicht eingegriffen.

"Es gibt Eltern, die nehmen keine Rücksicht"

In dem Restaurant mag es jetzt ruhiger sein, dafür geht es nun in den Medien heiß her: Überall wird über das Restaurant mit dem Kinder-Verbot berichtet. Darf ein Wirt jungen Gästen einfach pauschal Lokalverbot erteilen?
Ganz klar: nein, meint Kinder- und Jugendforscher Klaus Hurrelmann. "Das bedeutet ja, dass die Menschenrechte von Kindern beeinträchtigt werden. Das ist in einer demokratischen Gesellschaft nicht hinnehmbar." Allerdings müsse man schon genauer hinsehen.
"Es gibt Eltern, die nehmen keine Rücksicht auf die Regeln eines öffentlichen Raumes." Das gelte nicht nur für Restaurants, sondern könne man auch in Zügen oder anderen öffentlichen Räumen beobachten. "Wenn Kinder im Ruheabteil eines ICEs Fangen spielen, dann entspricht das nicht den dort geltenden Regeln, denen sich die anderen Gäste alle beugen." Diese Regeln seien aber notwendig, damit ein gesellschaftliches Zusammenleben funktioniere.

Regeln, die für alle gelten

Auch sei eine Laissez-Faire-Haltung letztendlich nicht gut für die Kinder. "Die Forschung ist ganz klar darüber. Kinder suchen nach Grenzen und wenn sie Grenzen nicht finden, werden sie orientierungslos." So oder so: "In allen Fällen sind die Eltern das Problem" – nicht etwa die Kinder, meint Hurrelmann. Mit ihnen müsse geredet werden.
Und vielleicht gibt es dann ja sogar eine weniger drastische Lösung für das Ungemach in "Oma's Küche": "Die ideale Reaktion wäre, dass der Wirt mit seinen Gästen spricht und er feste Regeln vereinbart: bestimmter Lärmpegel, bestimmte Bewegungseinschränkungen. Die gelten für alle Gäste, wie alt sie auch immer sind."
(lk)
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