Republica in Dublin

Deutscher Datenschutz trifft irische Start-up-Szene

Teilnehmerin mit Google Cardboard auf der Konferenz re:publica
Die Internet- und Digitalkonferenz Republica hat nach ihrer Jubiläumsausgabe Republica Ten einen Ableger in Irland gegründet. © imago stock&people
Von Jenny Genzmer · 20.10.2016
Die Republica, die wichtigste deutsche Konferenz der Internetszene, hat einen Abstecher nach Dublin gewagt. Und merkt: Die Besucher dort sind wesentlich geschäftsorientierter als in Berlin. Das Thema Datenschutz ist weniger gefragt. Noch.
Der Theatersaal im historischen Smock Alley Theater in der Dubliner Innenstadt, gleich gegenüber vom Liffey-River ist nicht ganz gefüllt. Markus Beckedahl steht zusammen mit den anderen drei Republica-Gründern Andreas Gebhard, Tanja und Jonny Häusler vor einer Community, die sich auf den ersten Blick von der in Berlin nicht so sehr unterscheidet, gut gelaunt und immer online.
Die Netz-Politik- und Blogger Konferenz Republica hat es nach Dublin verschlagen. Eine Veranstaltung, die in Berlin mittlerweile über 8000 Menschen anzieht, trifft hier - wie in ihren Anfangszeiten, auf eine kleine, nahezu familiäre Community. Hauptsächlich aus Irland - und Deutschland. Mit sehr unterschiedlichen Erwartungen.
Dennis Jennings ist Physiker, IT-Experte und Internetpionier der ersten Stunde. In seinem Vortrag wird es um Datensicherheit und Privatheit im Internet gehen. Für den Iren sind das Grundsätze des Menschenrechts, die vor allem im Digitalen Zeitalter geschützt werden müssen:
"Es gibt eine Notwendigkeit, mehr darüber zu sprechen. Und wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Engagement, das öffentliche und gesellschaftliche Akteure mit einschließt, damit das Thema eine größere Öffentlichkeit bekommt."

Wie lassen sich Berlins und Dublins Szene verbinden?

Vom Smock Alley Theater, ein paar Gehminuten durch die Dubliner Innenstadt entfernt, an Fast-Food-Ketten, Pubs und kleinen Einzelhändlern vorbei, befindet sich das Marchands Arch Pub. Auch hier haben sich Republica-Gäste versammelt. In einem rot-möblierten Salon-artigen Raum mit hohen Decken treffen sich Unternehmer und Startup-Vertreter - hier soll es um die Frage, was die beiden Ökosysteme Berlin und Dublin miteinander verbinden könnte:
Bushnell: "Ich denke, wir können viel voneinander lernen. Wenn unsere Unternehmer auf dieser Konferenz hier die Möglichkeit haben, Entrepreneure aus Berlin kennenzulernen, dann kann das nur gut für sie sein."
Niamh Bushnell ist Dublins Startup Beauftrage. Das Thema Datensicherheit sei in Dublin kein großes Thema, auch nicht in der Startups-Szene, die in dem irischen Land besonders gefördert wird:
"Man hört hier wenige über Datensicherheit und solche Dinge reden. Ich denke die Menschen tauschen genauso viele Daten miteinander aus, wie Nutzer in anderen Ländern, deshalb sind wir da auch keine große Ausnahme.
Wir sind experimentierfreudig, wir mögen neue Technologien und wir treten sehr gern miteinander in Kontakt. Deshalb und auch durch den Einfluss, den die USA auf uns haben, sind wir weniger konservativ, was das angeht. Im Gegenteil - im Vergleich zu anderen Ländern in Europa, stehen wir neuen Technologien sehr offen gegenüber."

Recht auf Privatheit im Internet in Irland eher unbekannt

Die Internet- und Bloggerkonferenz trifft hier in Dublin auf ein anderes Publikum als im netzpolitisch aktiven Berlin. So resümiert auch Republica-Mitbegründer Andreas Gebhardt: "Es ist sehr Business-getrieben. Es ist sehr Start-Up getrieben. Es geht sehr viel darum, wie kann ich mit Digitalem Geld machen."
Eine Frage, die auch auf der Republica in Berlin eine zentrale Rolle spielt: "Das finden wir auch toll und cool und da sind wir auch voll dahinter, aber das sind nicht alle Diskussionen die wir führen wollen."
Auf der Hauptbühne im Alten Theater hat bereits die Diskussionsrunde mit Internetpionier Dennis Jennings begonnen. Er findet, dass sich sehr bald auch die Startup- und Finanzszene in Irland mit den Themen Datensicherheit und dem Recht auf Privatheit im Internet befassen müsse. Spätestens mit der neuen Datenschutzgrundverordnung der EU, die 2018 in Kraft treten soll, werde es Veränderungen geben, die auch die irischen Unternehmer zu spüren bekommen werden.
Dann werde die Idee von der Privatheit als Menschenrecht, die in Deutschland schon verbreitet sei, auch Irland erreichen: "The idea of Privacy as a fundamental human right, which may be a common idea in Germany is certainly not a common idea in Ireland. Yet."
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