Reparationen an Griechenland

"Moralisch ist noch Luft nach oben"

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.
Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier © AFP / Michael Gottschalk
Katrin Fenrich im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 07.04.2015
Angesichts der unter deutscher Besatzung erlittenen Verluste, sei Griechenland bisher relativ kurz gekommen, sagt die Bochumer Völkerrechtlerin Katrin Fenrich − doch die Forderung nach deutschen Milliarden-Reparationen stehe auf wackligen Beinen.
Griechenland hat erstmals eine konkrete Zahl genannt: Auf rund 280 Milliarden Euro beziffert das Land die Reparationsschuld Deutschlands für den Zweiten Weltkrieg. Der Fall sei juristisches Neuland, sagt Katrin Fenrich, die an der Ruhr-Universität Bochum über Völkerrecht und Kriegsrecht forscht:
"Die Gesamtsumme, die da vom Vize-Finanzminister genannt wurde, muss auf jeden Fall unterteilt werden in die Zwangsanleihen einerseits und die Entschädigungsforderungen seitens der Opfer und die Schadensersatzforderungen seitens der griechischen Regierung für die Infrastruktur."
Unter Juristen sei es üblich, Ansprüche nach ihrem Entstehungsgrund zu unterscheiden. Die Zwangsanleihen aus einem deutsch-griechischen Kreditvertrag seien rechtlich "völlig getrennte Posten" gegenüber den Entschädigungsforderungen der Opfer, die jetzt geltend gemacht würden, sagte Fendrich im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur.
"Beides steht auf relativ wackligen Beinen, allerdings aus unterschiedlichen Gründen."
Auf einer moralischen Ebene sei jedoch für Deutschland "noch Raum nach oben". Bei der Entschädigung der Opfer der deutschen Besatzung sehe sie durchaus eine moralische Verpflichtung, allerdings strikt getrennt von einer rechtlichen. Vor allem wenn man sich die bisher geleisteten Zahlungen anschaue – "angesichts des Schadens, den es im Zweiten Weltkrieg erlitten hat, ist Griechenland relativ kurz gekommen."
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