Rennfahrer Bernd Rosemeyer

Ein Museum für eine Nazi-Ikone?

Eine Porträtbild des Rennfahrers Bernd Rosemeyer, aufgenommen in den 30er-Jahren
Der Rennfahrer Bernd Rosemeyer © picture alliance / dpa
Von Natalie Mayroth · 12.07.2018
Bernd Rosemeyer war ein populärer Rennfahrer. Aber der "blonde Bernd" war auch SS-Hauptsturmführer. In seiner Heimatstadt Lingen soll ein Museum errichtet werden - eine umstrittene Ehrung.
"Pop-Star des Dritten Reiches", "Vollgas-Virtuose", "Draufgänger mit 545 PS" - hier ist die Rede ist von Bernd Rosemeyer und so lauten die Überschriften, die man zu dem verstobenen Rennfahrer im Netz findet. Sein Name ist in Lingen zum Gesprächsstoff geworden, denn dem 1909 geborenen Rosemeyer soll ein privates Museum gewidmet werden.
Der Haken daran ist das Hakenkreuz, das seine Rennautos zierte. Und das Hakenkreuz wird bis heute mit ihm in Verbindung gebracht. "Wir sehen es als sehr problematisch an, für einen ehemaligen SS-Offizier, hier ein privates Museum zu errichten", sagt Stefan Altmeppen, Erster Stadtrat Lingens. Rosemeyer trat - spätestens 1933 - freiwillig der SS bei. Für seine Siege im Autorennen wurde der "blonde Bernd" zum "Hauptsturmführer" ernannt. Schon damals polarisierte er. Umstritten ist er bis heute.

Hitler, Himmler und Göring kondolierten

Als Rosemeyer dann 1938 bei einem Rekordversuch ums Leben kam, kondolierten Hitler, Himmler und Göring. Die Flaggen wehten auf Halbmast. Wie ein Held wurde er in Berlin beerdigt und geriet dann in Vergessenheit. Fast. Die Bernd-Rosemeyer-Straße in Lingen oder das Denkmal am Ort seines Unfalltods an der heutigen A5 erinnern noch an ihn. Nun soll 2019 das umstrittene Bernd-Rosemeyer-und-Elly-Beinhorn-Museum in seiner Heimatstadt an der Ems eröffnet werden.
"Es wird kein Adolf Hitler-Museum geben und es wird kein Göring-Museum geben, aber es gibt ein Bernd-Rosemeyer-Museum. Das ist vielleicht jemand, der eher in einer hinteren Reihe steht oder der eher eine Paradefigur ist, die aber selbst für Hitler eine wichtige Rolle gespielt hat. Dementsprechend ist es natürlich ein Ort, wo man hin pilgern kann", sagt der 21-jährige Niels Maaßen, der an der Hochschule in Lingen studiert und sich im Rahmen seines Studiums mit Rosemeyer beschäftigt hat.
Seit zwei Jahren wird an dem Museum geplant - genau so lange gibt es die Kritik daran. Auch wenn die Rolle des Popstars der Nazi-Zeit und seiner bekannten Frau, der Fliegerin Elly Beinhorn, für viele Lingner noch immer unklar ist. Institutionen wie das Forum Christen-Juden oder die Stadtregierung haben sich bereits gegen ein Rosemeyer-Museum ausgesprochen.
"Wir sind gegen das Museum. Und was uns ganz wichtig war, wenn man tatsächlich diesen Plan verfolgt: Das ist ein privates Museum! Und das können wir auch nicht verhindern. Und dann war uns sehr wichtig, dass man dann auch das gesamte Bild von Bernd Rosemeyer zeigt", so der Stadtrat Altmeppen.

Die Kritiker sind skeptisch

Der Finanzier und Straßenbauunternehmer Heinrich Liesen schweigt indessen und verweist auf seinen Kurator, den emeritierten Professor Bernd Walter. Im Interview mit dem NDR rechtfertigt Walter das Projekt: "Uns geht es jetzt wirklich darum, diese Person in allen Facetten auch darzustellen. Das darf auf keinen Fall ausschließlich eine Glorifizierung der Person sein. Es geht natürlich auch um die SS-Mitgliedschaft oder die Frage, warum ist er Mitglied geworden in welcher Zeit. Wenn man sieht, welche Bedeutung heute noch Bernd Rosemeyer im Bewusstsein - natürlich vor allem der Motorsportler, aber auch international - hat, dann ist er so auf jeden Fall würdig, sich damit auseinanderzusetzen. Er ist auf jeden Fall eine Person der Zeitgeschichte."
Dass dies auch passiert, davon ist der Sprachenwissenschaftler Christoph Frilling nicht überzeugt. Frilling hat dem umstrittenen Rennfahrer bereits drei kritische Publikationen gewidmet. Rosemeyers SS-Mitgliedschaft etwa wird aus Frillings Sicht heruntergespielt: "Bedeutsam war, dass er in der Öffentlichkeit vorgestellt und gedealt, gehandelt werden könnte als der SS-Hauptsturmführer. Dadurch trug er ja zur Popularität der SS auch bei. Weil die Leute sagten, es wird ja viel über die SS geschimpft, aber wenn so ein netter Junge, wie der Bernd Rosemeyer da Hauptsturmführer ist, dann kann das ja nicht so schlimm sein, mit der SS. Und im Ausland, in Amerika, da war er ja auch der strahlende Held."
Ob sich Bernd Rosemeyer seiner Rolle als Propagandafigur bewusst war, ist nicht die drängendste Frage in Lingen an der Ems, sondern die, ob ein Bernd-Rosemeyer-Museum der Verklärung eines Nazi-Popstars oder der historischen Aufklärung dient.
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