Regierungsbildung in Berlin

"Frischer Wind" im Bildungsministerium

CDU-Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek am Rednerpult im Deutschen Bundestag
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Anja Karliczek soll Bildungsministerin werden, sollte eine Große Koalition zustande kommen © imago stock&people
Albrecht von Lucke im Gespräch mit Korbinian Frenzel  · 02.03.2018
Seit klar ist, dass mit Anja Karliczek eine Überraschungskandidatin an die Spitze des Bildungsministeriums rücken soll, gibt es eine Debatte um ihre Eignung. Unser Studiogast, der Publizist und Politologe Albrecht von Lucke, sieht bei ihr beste Voraussetzungen gegeben.
"Man könnte sagen, Frau Karliczek ist, wie ich meine, eine sehr, sehr gestandene Person", sagte unser Studiogast, der Publizist und Politologe Albrecht von Lucke, im Deutschlandfunk Kultur über die designierte Bildungsministerin. Sie sei eine beeindruckende Person und leidenschaftliche Politikerin, was auch ihre Rede im Bundestag gezeigt habe.
Sie habe zwar keine wissenschaftliche Karriere gemacht, sei aber nach ihrer kaufmännischen Ausbildung sehr früh in die Leitung des familiären Hotels eingestiegen. Karliczek habe von daher eher eine wirtschaftliche Karriere gemacht und sei in der Union bisher eher für Finanzpolitik zuständig gewesen. Als frühere Elternvertreterin bringe sie Erfahrungen mit der Schule mit, wenn auch nicht in der Hochschule.
Der Politikwissenschaftler und Publizist Albrecht von Lucke in Studio 9.
Der Politikwissenschaftler und Publizist Albrecht von Lucke in Studio 9.© Deutschlandradio – Laura Lucas

Farblose Ministerin Wanka

Allerdings habe die bisherige hochschulerfahrene Bildungsministerin Johanna Wanka keinen großen Eindruck hinterlassen, sagte der Publizist. "Ich kann nicht sagen, dass mir Frau Wanka in den letzten vier Jahren nennenswert aufgefallen wäre." Den größten Eklat habe sie am Ende ihrer Amtszeit zustande gebracht, als die AfD in einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Recht bekam, weil Wanka gesetzwidrig auf der Internetseite des Ministeriums einen Aufruf gegen die Partei veröffentlicht hatte.

Kompetenz bei Ausbildungsberufen

Die Frage sei durchaus berechtigt, "ob nicht eine sehr gestandene Person im Bereich Forschung, Lehre nicht mit einem frischen Wind ein Ministerium übernehmen kann, das in den letzten vier Jahren leider, ich bedauere das sehr, nicht gerade durch große Innovation, auch nicht durch große Polarisierung aufgefallen wäre", sagte von Lucke über Karliczek.
Vielleicht sei die Frage von Bildung und Forschung bisher sogar überbelichtet gewesen. "Mit Frau Karliczek haben wir letztlich jemanden, der gerade im Bereich der Bildung und der Ausbildung, also auch der Bildung im Unternehmen, gerade von Menschen, die eben nicht Hochschule genossen haben, eine wichtige Grundlage legen kann." Das scheine ihm nicht weniger wichtig zu sein.

Albrecht von Lucke, 1967 geboren, ist Jurist und Politikwissenschaftler sowie politischer Publizist. Seit 2003 ist Lucke Redakteur der politischen Monatszeitschrift "Blätter für deutsche und internationale Politik".

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