Rechtsradikale Gewalt

"Einen solchen Anstieg hat es noch nie gegeben"

Rechtsextreme demonstrieren am 18.09.2015 vor einer Flüchtlingsunterkunft in Bischofswerda in Sachsen
Rechtsextreme demonstrieren am 18.09.2015 vor einer Flüchtlingsunterkunft in Bischofswerda in Sachsen © picture alliance / dpa / Rico Löb
Sophia Oppermann im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 22.10.2015
Noch nie habe es so viele Angriffe von rechts gegeben - und gleichzeitig so wenig Empörung darüber, sagt die Geschäftsführerin des Vereins "Gesicht zeigen", Sophia Oppermann. Politik, Polizei und Verfassungsschutz reagierten zu zögerlich.
Seit 2000 engagiert sich der Verein "Gesicht zeigen" gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Derzeit schnelle die Gewaltspirale in die Höhe, warnt die Geschäftsführerin des Vereins, Sophia Oppermann.
"Wir haben über 500 Angriffe bis Ende September, in diesem Jahr, gegen Asylbewerberheime, gegen Asylunterkünfte. Das ist ein derartiger Anstieg, das haben wir noch nie erlebt." Gleichzeitig reagierten Gesellschaft, Politik, Polizei und Verfassungsschutz zu zögerlich, kritisiert Oppermann. "Wir haben so viele Angriffe wie noch nie und so wenig Empörung wie selten. Das wundert mich immer wieder."
De Maizíère als geistiger Brandstifter?
Es sei eine Bewegung im Gange, die durch "das mediale und das gesellschaftliche und das politische Darüber-Reden auch angefeuert wird", so Oppermann. Als Beispiel nannte sie Äußerungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière zu Flüchtlingen:
"Wenn ich sage, die Asylbewerber, die sind aber auch alle so undankbar und fahren auf eigene Kosten Taxi, wie geht das denn, muss ich mich nicht wundern, wenn andere Leute das auch komisch finden und sagen, was sind das eigentlich für Leute, die wir hier plötzlich in der Nachbarschaft haben."
Man müsse schon aufpassen, wie man spreche, mahnt Oppermann. "Von den geistigen Brandstiftern zu den tatsächlichen Brandstiftern ist es oft eben nur ein kleiner Funke."
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