Rainer Hank: Lob der Macht

"Wer sagt, es ginge ihm nur um die Sache, lügt"

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Der Wirtschaftsjournalist und Buchautor Rainer Hank auf der Frankfurter Buchmesse. © Deutschlandradio / Charlotte Voß
Rainer Hank im Gespräch mit Svenja Flaßpöhler · 15.10.2017
Macht gilt vielen als etwas Anrüchiges. Der Journalist und Autor Rainer Hank will dagegen auch die "helle Seite" der Macht sehen. Ohne Macht kein Fortschritt, sagt er. Und: "Stellen wir uns vor, niemand wollte Bundeskanzler werden – auch doof!"
Die Rehabilitierung eines anrüchigen Begriffs versucht Rainer Hank in seinem Buch "Lob der Macht". Für ihn ist Machtstreben etwas, das einfach in uns steckt.
"Macht ist ein Trieb", so Hank im Interview mit Deutschlandfunk Kultur auf der Frankfurter Buchmesse. Und dieser Trieb setze die Kräfte frei, besser zu sein als die anderen. "Wird von moralischen Eltern auch schnell immer schlecht gemacht, aber wenn wir diesen Trieb nicht hätten, würde ich behaupten, dann würde die gesamte Geschichte der Zivilisation nicht stattgefunden haben. Und die Geschichte der Zivilisation ist aus meiner Sicht – und ich hoffe, auch aus Ihrer – eine Fortschrittsgeschichte." Ohne diesen Trieb und Ansporn, besser sein zu wollen als die anderen, lebten wir heute möglicherweise in einer egalitären Gesellschaft, "aber weiter in Armut, Verzweiflung und weniger Freiheit", so Hank. "Stellen wir uns vor, niemand wollte Bundeskanzler werden – auch doof! Niemand wollte Siemenschef werden – auch blöd!"

Der FDP geht es nicht um Posten? "Ein glatte Lüge"

Dass der Begriff Macht so einen schlechten Ruf genießt, führt Hank zufolge aber dazu, dass Machtstreben häufig verleugnet wird: So äußerten Politiker und Unternehmensführer häufig, es ginge ihnen nur um die Sache. Zum Beispiel habe er gerade für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung eine Geschichte recherchiert, wer in der FDP im Rahmen einer möglichen Jamaika-Koalition jetzt welches Ministeramt haben wolle. "Ich habe eine Mail an Christian Lindner, den FDP-Vorsitzenden, geschrieben: Was ist dran an dem, was viele sagen, dass Wolfgang Kubicki und Sie sich nur noch darüber streiten, wer Fraktionsvorsitzender wird und wer Finanzminister", berichtet der Journalist. "Und es kam eine Mail zurück: Um Posten und Personen geht es mir gar nicht, es geht jetzt erst nur um die Sache." Das sei jedoch "eine ganz, ganz glatte Lüge", so Hank.
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Rainer Hank im Gespräch mit Svenja Flaßpöhler auf der Frankfurter Buchmesse 2017.© Deutschlandradio / Charlotte Voß

Macht muss bestreitbar sein

Dass Macht auch eine dunkle Seite habe, leugnet der Journalist nicht. "Macht ist nur dann eine gute Macht, wenn sie bestreitbar ist", sagt Hank in seinem Buch. "Wenn Macht nicht bestreitbar ist, dann heißt das im Bereich der Wirtschaft, dass ein Unternehmen ein Monopol hat. (…) Wenn man das übersetzt auf den Bereich der Politik, dann heißt das, ein Politiker ist ein Diktator. Er lässt keinen Wettbewerb zu."
Insofern hätte man sein Buch auch "Lob des Machtkampfes" nennen können, meint der Autor. Denn: "Die Mächtigen vom Thron zu stürzen ist Grundprinzip, warum man die Macht loben kann." (uko)

Rainer Hank: "Lob der Macht"
Verlag Klett-Cotta 2017
272 Seiten, 20 Euro

Mehr zum Thema