Unwort des Jahres

"Pushback" beschönigt menschenfeindlichen Prozess

05:29 Minuten
Dutzende Flüchtlinge stehen an der belarussisch-polnischen Grenze, getrennt durch einen Stacheldrahtzaun, dutzenden Polizeikräften gegenüber.
Auch an der belarussisch-polnischen Grenze, über die im vergangenen Jahr zahlreiche Geflüchtete kamen, soll es wiederholt zu "Pushbacks" gekommen sein. © picture alliance/dpa/Sputnik | Viktor Tolochko
Ralf Fücks im Gespräch mit Jana Münkel  · 12.01.2022
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Das Unwort des Jahres lautet "Pushback". Eine nachvollziehbare Wahl, sagt Ralf Fücks vom Zentrum Liberale Moderne, suggeriere der Begriff doch, dass man sich gegen eine feindliche Invasion zu wehren habe.
Der Begriff "Pushback" ist zum Unwort des Jahres gewählt worden. Der aus dem Englischen stammende Begriff bedeutet "zurückdrängen" und wird im Zusammenhang mit der Rückführung von Geflüchteten an einer Grenze verwendet. Laut der Jury beschönige der Ausdruck einen "menschenfeindlichen Prozess" im Umgang mit Asylsuchenden.

Abschottung kann nicht die Antwort sein

Er verstehe die Entscheidung der Jury gut, sagt Ralf Fücks, Gründer des Zentrums Liberale Moderne in Berlin. Der Begriff suggeriere, man habe sich gegen eine feindliche Invasion zu verteidigen. Die Ankunft von Geflüchteten bleibe ein Konfliktthema, auf die die Antwort aber nicht Abschottung lauten könne.
"Faktisch ist das die Politik der Europäischen Union: Die Außengrenze weitgehend hermetisch zu schließen, den Raum für Geflüchtete möglichst eng zu machen."
Vielmehr brauche es neue, geregelte Verfahren, die das Recht, einen Asylantrag zu stellen, nicht außer Kraft setzten, gleichzeitig aber auch nicht die "Illusion von offenen Grenzen" erweckten.

Beschönigende Begriffe sind bequem

"Pushback" ist laut Fücks nicht der einzige Begriff, der Sachverhalte verschleiert. Ein weiteres Beispiel sei die Bezeichnung "Ukraine-Konflikt", die unterschlage, "dass es sich um einen Krieg handelt, der von Russland angezettelt worden ist". Der Begriff sei eine Beschönigung von Tatsachen, mit denen man sich nicht konfrontieren wolle.
"Man macht es sich selber bequem, indem man die Dinge nicht beim Namen nennt. Dann ist alles nicht so alarmierend."
(ckü)

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