Pulitzer-Preis für die ukrainische Presse

Die Wahrheit kann das Leben kosten

05:41 Minuten
Ein Journalist läuft durch einen zerstörten Vorort der ukrainischen Hauptstadt Kiew.
Recherche: Journalist im ukrainischem Byschiw nach einem russischen Angriff. © picture alliance/AP/Rodrigo Abd
Peter Mücke im Gespräch mit Gabi Wuttke · 09.05.2022
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Mit dem diesjährigen Pulitzer-Preis wird die ukrainische Presse geehrt, die dem Krieg trotzt. Unter den weiteren Preisträgern sind Washington Post, New York Times und eine Autorin, die acht Jahre lang ein obdachloses Mädchen begleitet hat.
Trotz Bombardierungen, Entführungen und Todesfällen in den eigenen Reihen haben sie nicht aufgehört, "ein genaues Bild einer schrecklichen Realität zu liefern": Aus diesem Grund hat die Jury des renommierten Pulitzer-Preises in diesem Jahr einen Sonderpreis an die ukrainischen Journalistinnen und Journalisten verliehen. Diese hätten mit ihrer Arbeit "der Ukraine und Journalisten auf der ganzen Welt Ehre gemacht", hieß es.

Dunkler Tag in der US-Geschichte

Die Träger der Pulitzer-Preise 2022 wurden nun in New York bekannt gegeben. In der Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ ehrten die Juroren die „Washington Post“ für ihre Berichterstattung über den Sturm des Kapitols durch Anhänger des früheren Präsidenten Donald Trump. Die Zeitung habe Leserinnen und Lesern ein umfassendes Verständnis von „einem der dunkelsten Tage“ der US-Geschichte vermittelt.
Journalisten lebten in gefährlichen Zeiten, sagte der Co-Vorsitzende des Pulitzer-Rates, John Daniszewski. Bei der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine seien inzwischen zwölf Journalisten ums Leben gekommen. Auch in Mexiko seien Berichterstatter ermordet worden, zahlreiche Medienschaffende müssten aus Afghanistan fliehen.

Kein Über-Thema

Insgesamt wurde der Preis in 22 Kategorien vergeben. "Es fehlte ein bisschen das bestimmende Thema des Jahres", sagt USA-Korrespondent Peter Mücke. Im vergangenen Jahr hätten die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die "Black Lives Matter"-Proteste den weltweit wichtigsten Journalisten-Preis dominiert.
Viele Themen, die in den Vereinigten Staaten groß aufgemacht werden, würden in Deutschland wenig wahrgenommen, sagt Mücke. So sei in der Kategorie "Breaking News Reporting" der "Miami Herald" für die Berichterstattung über den Einsturz des Champlain Towers South geehrt worden. Bei dem Zusammenbruch des Komplexes von Eigentumswohnungen in Florida hatte es mehrere Tote gegeben.

Drei Preise für die NYT

Die „New York Times“ gewann gleich drei Preise. In der Kategorie „Internationale Berichterstattung“ erhielt die auflagenstärkste US-Zeitung die Auszeichnung für Berichte über zivile Todesopfer bei US-Luftangriffen in Syrien, Afghanistan und Irak, in der Kategorie „Nationale Berichterstattung“ für die Aufdeckung „besorgniserregender Muster“ von tödlichem Polizeiverhalten bei Verkehrsstopps. Die „Times“-Autorin Salamishah Tillet erhielt den Preis in der Kategorie Kritik für Texte über die Präsenz Schwarzer in Kunst und Popkultur.
Dem Magazin „The Atlantic“ wurde ein Preis für ein Feature über Hinterbliebene der Terroranschläge auf das World Trade Center zugesprochen. Ausgezeichnet wurden auch Fotografen der „Los Angeles Times“ (Truppenabzug aus Afghanistan), von Reuters (Covid in Indien) und Getty Images (Ansturm auf das Kapitol).
Die Pulitzer-Preise für Literatur stehen immer ein wenig im Schatten der Auszeichnungen für journalistische Arbeiten. Als bester Roman wurde Joshua Cohens noch nicht auf Deutsch erschienenes Buch "The Netanyahus" ausgezeichnet. Erzählt wird die Geschichte der Familie eines jüdischen Historikers, der Ende der 1950er-Jahre in die USA auswandert.

Obdachlos in New York

Als bestes Sachbuch wurde "Invisible Child: Poverty, Survival & Hope in an American City" von Andrea Elliott geehrt. Die Autorin begleitete acht Jahre lang ein Mädchen, das in einem Obdachlosenheim in New York lebt.
Die Pulitzer-Preise sind auf journalistische Werke beschränkt, die in Print-Publikationen oder in regelmäßig erscheinenden Formaten online publiziert werden. Hörfunk und Fernsehen dürfen nicht teilnehmen. Der von dem aus Ungarn stammenden US-Zeitungsverleger Joseph Pulitzer gestiftete Preis wurde in diesem Jahr zum 106. Mal vergeben.
(beb/epd)

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