Publizistin Ingrid Brodnig zu Corona-Apps

"Ein Pflaster in der Gesamtbehandlung"

09:23 Minuten
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Die österreichische Journalistin und Publizistin Ingrid Brodnig © Foto: Ingo Pertramer/Brandstaetter Verlag
Moderation: Teresa Sickert und Tim Wiese · 25.04.2020
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An die Corona-App sind große Hoffnungen geknüpft. Über die Einzelheiten der Technik und des Datenschutzes gibt es aber noch Klärungsbedarf. Kann eine App allein die Rückkehr ins normale öffentliche Leben ermöglichen?
Könnte eine App dabei helfen, die aktuelle Pandemie möglichst schnell einzudämmen? Oder zumindest den wirtschaftlichen Lockdown schneller zu lockern? In Deutschland und in der Welt wird derzeit viel über die Corona-Tracing-Apps diskutiert.
In Singapur, Südkorea und China wurden solche Apps eingesetzt – mit relativ gutem Erfolg. Deshalb wurde auch in Europa der Ruf nach der Technik laut und man hat zügig mit der Entwicklung begonnen.

Tracking, Tracing und Daten-Spenden, PEPP-PT oder DP3T: Es ist nicht so einfach, die verschiedenen Begriffe auseinanderzuhalten und die Modelle für eine mögliche Corona-App zu verstehen. Wir geben einen kurzen Überblick.
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"Diese App ist kein Wundermittel, sie ist eher ein Pflaster in der Gesamtbehandlung", sagt die österreichische Journalistin und Publizistin Ingrid Brodnig. "Wenn Sie ein nicht funktionierendes Gesundheitssystem haben, wenn Sie zu wenig Tests machen, wenn Ihre Krankenhäuser generell überfordert sind, dann wird die beste App der Welt das nicht verändern. Aber sie kann einen kleinen Beitrag leisten, wenn der Rest des Gesundheitssystems auch recht gut funktioniert."

Ist Datenschutz das oberste Ziel?

Ein zentraler Streitpunkt in der Debatte um eine Corona-App ist die Frage, wo die persönlichen Daten der Nutzer gesammelt, gespeichert, verschlüsselt und verarbeitet werden sollen. In Österreich gibt es bereits eine App, die "Stopp-Corona-App" des Österreichischen Roten Kreuzes. Sie funktioniert dezentral, speichert die Daten also auf den Endgeräten der Nutzerinnen. Die andere Variante ist eine zentrale Speicherung auf einem Server.
Für Deutschland ist derzeit ein zentrale Variante im Gespräch. Doch die wird von Datenschützern stark kritisiert. Bei der Diskussion um zentral oder dezentral gehe es um die Frage, nach welchem Prinzip die App arbeiten soll: Ist der Datenschutz unser oberstes Ziel oder wollen wir vielleicht auch epidemiologische Erkenntnisse gewinnen?
"Ich persönlich tendiere eher zu einer dezentralen Lösung, weil diese App, die da kommen soll in Deutschland, die müssen dann wirklich Millionen von Bürgern installieren, damit das funktioniert. Und wenn Sie zig Millionen Deutsche haben, die das nutzen, dann ist es umso wichtiger, dass hier der Datenschutz im Vordergrund steht", sagt Brodnig.
(nog)
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