Publizist Spengler

Lob für Heils Vorstoß zur Grundrente

Eine Seniorin mit einem Rollator geht an Graffiti an einem leerstehenden Altbau in der Innenstadt von Dessau vorbei.
Das Thema Rente spielt vor allem vor den Landtagswahlen in Ostdeutschland eine große Rolle. © Wolfram Steinberg/dpa
Tilman Spengler im Gespräch mit Axel Rahmlow  · 05.02.2019
Mit dem Vorstoß für eine Grundrente sorgt Arbeitsminister Hubertus Heil für Diskussionen. Der Publizist Tilman Spengler begrüßt die Idee. Es sei wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie miserabel das Umverteilungssystem funktioniere.
Die Idee von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) klingt einfach: 900 Euro Rente für diejenigen, die 35 Jahre gearbeitet haben. Die Kritiker dieser Idee von einer Grundrente kommen nicht nur aus der Opposition und von der Union. Auch Experten warnen vor neuen Ungerechtigkeiten und einer Kostenexplosion. Vor allem Heils Plan, bei der Grundrente auf die sogenannte Bedürftigkeitsprüfung zu verzichten, stößt auf Kritik. Heil lehnt sie ab, weil er sie für "respektlos" gegenüber den Betroffenen hält.

Kritik an Lohnentwicklung

Er halte Heils Idee für einen sehr guten Vorschlag, sagte unser Studiogast, der Publizist Tilman Spengler, im Deutschlandfunk Kultur. Er halte das bisherige Vorgehen beider Volksparteien für "absolut skandalös". Dass jemand in Rente gehe, der ein Leben lang gearbeitet habe, und dann jeden Monat mit so geringen Beträgen zurecht kommen müsse, sei nicht tragbar. Dies sei auf die Lohnentwicklung zurück zu führen, mit Dumping-Löhnen und Leiharbeit. "Das ganze war seit jeher ein Skandal und niemand hat richtig gewagt, das anzupacken."
Tilman Spengler
Der Publizist Tilman Spengler© Deutschlandradio / Manfred Hilling
Man sollte es "beglückt begrüßen", dass es jemand jetzt einmal so deutlich ausgesprochen hat, sagte Spengler über Heils Vorstoß. "Das Austarieren, das kommt ohnehin danach." Er sei sich sicher, dass die SPD diesen Plan nicht durchsetzen werde. "Da werden wieder genug Steine in den Weg rollen." Aber es sei wichtig, dass ein Bewusstsein dafür geschaffen werde, wie miserabel das deutsche Umverteilungssystem sei. (gem)

Tilman Spengler, geboren 1947 in Oberhausen und promovierter Sinologe, hat am Max-Planck-Institut für Sozialwissenschaften sowie an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften geforscht. Er war 30 Jahre lang einer der Herausgeber des "Kursbuch", begleitete Politiker auf China-Reisen, arbeitete für Rundfunk und Fernsehen, drehte eine Reihe von Dokumentarfilmen und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, unter anderem die Romane "Lenins Hirn" und "Der Maler von Peking".

Mehr zum Thema