Diana Kinnert wurde 1991 in Wuppertal geboren. Die Unternehmerin und Kolumnistin studierte Politologie und Philosophie. 2008 trat sie in die CDU ein. Von 2015 bis Ende 2016 leitete sie das Büro des CDU-Politikers und Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Peter Hintze. Unter CDU-Generalsekretär Peter Tauber wurde sie Mitglied der Reformkommission der Partei. Sie ist Autorin des Buches "Für die Zukunft seh‘ ich schwarz – Plädoyer für einen modernen Konservatismus". Aktuell erschienen: "Die neue Einsamkeit".
Warum unsere Seele politische Chefsache ist
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Die neuseeländische Regierung hat „mental health“ zur wichtigen Angelegenheit erklärt. Deutschland solle sich daran ein Beispiel nehmen, findet die CDU-Politikerin Diana Kinnert: Depressionen und Vereinsamung brauchen mehr öffentliche Aufmerksamkeit.
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern hat nicht nur die Infrastrukturen, den Klimawandel und den Wohnungsmarkt in ihrem Land zur wichtigen Angelegenheit erklärt, sondern auch das Thema "mental health" – zu Deutsch: psychische oder seelische Gesundheit.
Obwohl Neuseeland vergleichsweise gut durch die Coronakrise gekommen ist, belegen Studien, dass es vielen Bürgerinnen und Bürgern des Landes als Folge der Pandemie psychisch nicht gut geht. Deshalb sollen künftig staatliche Ausgaben auch daran ausgerichtet werden.
Der Druck steigt
Diana Kinnert, die selbst vor Kurzem ein Buch über das Thema Einsamkeit und was diese mit einer Gesellschaft macht, veröffentlicht hat, findet das nachahmenswert. "Das wäre doch ein schönes Projekt für die Europäische Union", sagt die Autorin, die Mitglied der CDU ist.
Die "Druckfaktoren" seien in den letzten Jahren durch fortschreitende Digitalisierung, Diversität und Brüche in der Erwerbsarbeit verstärkt worden. Das sei für viele überfordernd, sagt Kinnert.
"Wir haben immer mehr Suizidversuche im Lockdown, wir haben Einsamkeit, die durch die Vereinzelung wächst, und Unsicherheit im Job, weil durch Automatisierung manchmal ganze Industrien wegfallen." Zudem seien viele um die 30-Jährige, die eine Familie gründen wollten, prekär beschäftigt und könnten sich ihr Leben nicht leisten. "Ich glaube, dass die zunehmende Unsicherheit den Leuten auf die Seele drückt", sagt die Autorin.
Keine Tabuthemen mehr
Für viele junge Menschen sei die Beschäftigung mit ihrer psychischen Gesundheit wichtig – zumal in den Zeiten von heftigem Cybermobbing. Zwar seien psychische Probleme und Vereinsamung inzwischen keine Tabuthemen mehr, doch müssten sie noch deutlich mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen.
Das Beispiel Neuseeland stehe für eine moderne und zeitgemäße Herangehensweise an das Thema – die Regierung betrachte "mental health" offenbar als ebenso wichtig wie wirtschaftliche Entwicklung.
Ob auch in Deutschland eine solche Priorisierung möglich sei, hänge auch davon ab, ob junge Politikerinnen wie etwa Annalena Baerbock von den Grünen ihre progressiven Ideen tatsächlich in die Politik einbringen könnten, so Diana Kinnert.
(mkn)