Protestkultur in Myanmar

Hat die Gen Z eine Chance gegen das Militär?

06:34 Minuten
Ein Demonstrant zeigt den Dreifingergruß und trägt ein Bild von Aung San Suu Kyi beim Protest gegen den Militärputsch in Yangon, Myanmar am 12. Februar 2021
Popkultur und Straßenprotest: Ein Demonstrant zeigt am 12. Februar in der myanmarischen Stadt Rangun den Dreifingergruß und trägt ein Bild von Aung San Suu Kyi. © picture alliance / SOPA Images via ZUMA Wire / Aung Kyaw Htet
Sven Hansen im Gespräch mit Timo Grampes · 12.02.2021
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Der Dreifingergruß der Demonstrierenden in Myanmar ist nur eine popkulturelle Anleihe unter vielen, sagt Sven Hansen, Asienreporter bei der "taz". Die junge "Generation Z" sei international orientiert, gut vernetzt und ohne Furcht vor dem Militär.
Der Protest gegen den Militärputsch in Myanmar hat auch popkulturelle Aspekte, sagt Sven Hansen, Asienreporter bei der "taz". Die jungen Menschen auf der Straße nehmen Anleihen aus anderen Ländern und anderen Protesten, zum Beispiel den aus Thailand bereits bekannten Dreifingergruß aus den "Tributen von Panem", K-Pop aus Südkorea und Songs von Michael Jackson. "Da kommen plötzlich ganz viele Phänomene zusammen und schaffen im Moment eine große Dynamik."
Die junge Generation in Myanmar – Gen Z genannt – sei in den vergangenen zehn Jahren mit den neuen Medien aufgewachsen und gut vertraut: "Dadurch hat sie ein gewisses Selbstbewusstsein. Sie produziert sich darin selbst, das ist eine gewisse Blase, in der man sich selber bestätigt. Diese Blase – Facebook, Instagram – schwappt jetzt auch auf die Straße. Sie sind vernetzt über soziale Medien und machen sich dort lustig über das Militär."

Streit mit der falschen Generation

Für die ältere Generation sei das ein ziemlicher Kulturschock, sagt Hansen. Denn das Land sei früher sehr abgeschlossen und relativ konservativ gewesen.
Vor der vorsichtigen Öffnung des Landes habe man in Myanmar "ziemlich hinterm Mond" gelebt: Es habe keinen Englischunterricht gegeben, dann erreichte das Land einen gewissen Wohlstand. Außerdem reisten Myanmaren ins Ausland, Ausländer kamen ins Land. Damit sei auch der kulturelle Austausch größer geworden.
Diese jungen Leute, die die frühere Militärherrschaft gar nicht erlebt habe, seien furcht- und respektlos. Ihr Slogan ist "You messed with the wrong generation" (Ihr habt euch mit der falschen Generation angelegt).
Das drücke das Lebensgefühl der jungen Menschen in Myanmar aus, saht Hansen, ihr Selbstwertgefühl durch ihre Vertrautheit mit Computern und Smartphones. Nun wolle man ihnen die Wahl im November, als sie das erste Mal abstimmen durften, "einfach klauen".
(cre)
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