Proteste gegen Mathe-Prüfungen

Neue Wege zum einheitlichen Abitur gesucht

06:44 Minuten
Zwei von schräg hinten aufgenommene Schüler sitzen während der Abiturprüfung an ihren Tischen in nachdenklicher Pose.
In mehreren Bundesländern kam es zu Protesten gegen die angeblich zu schweren Matheaufgaben im Abitur. © picture alliance/dpa/Armin Weigel
Heinz-Peter Meidinger im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 07.06.2019
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Proteste über zu schwierige Matheaufgaben haben die Debatte neu entfacht, ob sich das Abitur in unterschiedlichen Bundesländern vergleichen lässt. Lehrer-Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger kritisiert den Umgang mit dem Aufgabenpool.
Wie stellt man bundesweit Vergleichbarkeit beim Abitur her - angesichts der Hoheit der Bundesländer über die Bildungspolitik? Eigentlich sollte der für alle geltende Aufgabenpool in den Kernfächern dazu wesentlich beitragen. "Die Grundidee ist richtig, nur der Weg war leider völlig verkehrt", kritisiert Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, den Umgang mit diesen Aufgabenpool im Deutschlandfunk Kultur.
So sei kein Bundesland verpflichtet, tatsächlich Aufgaben aus dem Pool zu nehmen. Rheinland-Pfalz etwa beteilige sich nicht. Außerdem könnten die Länder selbst entscheiden, ob sie mehrere Aufgaben nehmen oder nur eine. Oder ob sie diese verändern und wie viel Zeit die Abiturienten bekommen: "Das alles hat dazu geführt, dass nach wie vor die Vergleichbarkeit überhaupt nicht gegeben war", sagt Meidinger. Er hält den Aufgabenpool nach wie vor für "zwingend erforderlich", aber in anderer Form. Über das Thema beraten derzeit auch die Kultusmininster in Wiesbaden.

Mehr Gerechtigkeit bei der Studienzulassung

Das gleiche Abitur und gemeinsame Anforderungen seien mit dem Bildungsföderalismus vereinbar, sagt Meininger. Sein Vorschlag: In den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Fremdsprache müsse das Abitur mit den gleichen Aufgaben am selben Tag in ganz Deutschland geschrieben werden:
"Wenn es tatsächlich dann einmal zu etwas schwereren Aufgabenstellungen käme, dann wäre trotzdem die Vergleichbarkeit für alle Abiturienten gegeben. Dann würde der Eingriff - übrigens gerechterweise erfolgt - allen zugute kommen und nicht nur einzelnen. Und wir könnten davon ausgehen, dass bei der Studienzulassung tatsächlich mehr Gerechtigkeit herrscht. Das ist ja der Witz dabei: Das Abitur entscheidet mit seinen Zehntelnoten darüber, ob ich einen Studienplatz bekomme oder nicht. Und deswegen können wir uns diese Ungerechtigkeit nicht weiter leisten."
(bth)
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