Premiere in Europa

Sachsen nimmt Covid-19-Patienten aus Italien auf

06:31 Minuten
Ein schwer kranker Covid-19-Patient aus Italien wird in Leipzig aufgenommen. Die insgesamt zwei Patienten, die nun auf der Intensivstation des Herzzentrums behandelt werden sollen, waren mit einer Maschine der italienischen Luftwaffe aus Bergamo nach Sachsen geflogen worden.
Zwei Italiener, die mit dem Coronavirus infiziert sind, werden nun in Leipzig behandelt. © ZB/Hendrik Schmidt
Bastian Brandau im Gespräch mit Nana Brink · 25.03.2020
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Zwei Covid 19-Patienten aus Bergamo sind in Leipzig gelandet, um dort behandelt zu werden. Es sind die ersten Italiener, die ein Klinikbett im Ausland bekommen. Diese Hilfsaktion ist der Botschaft in Rom und einem Abgeordneten zu verdanken.
Sachsen-Korrespondent Bastian Brandau macht klar, dass die Aufnahme von italienischen Covid-19-Patienten eine atmosphärische Wende ist. Wenn es auch zuvor Lieferungen gegeben habe, sei es in Italien nicht gut angekommen, dass deutsche Behörden jüngst die Ausfuhr von medizinischen Material verhindert haben. "Das hat viele erbost, weil die Drähte ja doch sehr eng sind zwischen Deutschland und Italien", sagt Brandau.
Die Wende eingeleitet hat offenbar die deutsche Botschaft in Rom. Die habe angefragt, ob es nicht möglich sei, italienische Patienten zur Behandlung nach Deutschland zu bringen, berichtet Brandau. Die Krankenhäuser in Norditalien seien schließlich völlig überlastet.

Wenige Patienten in Sachsen

Eine Schlüsselrolle hat auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Marian Wendt gespielt, der Mitglied der deutsch-italienischen Parlamentariergruppe ist. Er hat dann, so schildert er es, bei der sächsischen Regierung angefragt, die hat bei den Krankenhäusern angefragt und von denen kam dann das OK, dass sie gerne helfen wollen. "Die Kapazitäten sind hier noch da, es gibt wenige Patienten, die mit Covid-19 überhaupt in Krankenhäusern behandelt werden, und wenige intensiv." Und deswegen habe es letztlich Sachsen am schnellsten geschafft, diese bürokratischen Hürden aus dem Weg zu räumen.
Am Dienstag sind zwei Patienten in Leipzig gelandet und zur Behandlung klinisch aufgenommen worden. Insgesamt sollten acht Covid-19-Patienten aus Italien nach Sachsen kommen, sagt Brandau. "Aber weitere Flüge wurden ohne Angabe von Gründen abgesagt." Andere Länder zögen aber jetzt nach. Auch Bayern, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg hätten inzwischen angekündigt, Patienten aus Italien aufzunehmen.

"Gelebte Solidarität"

In Sachsen sind die Reaktionen positiv und von Stolz geprägt: "Das sind jetzt tatsächlich die ersten Patienten, die aus Italien ausgeflogen wurden", betont Brandau.
Die Staatsregierung spreche nun von einer "Selbstverständlichkeit", die Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) von "gelebter europäischer Solidarität". Es gebe zwar auch Menschen, denen es nicht gefalle, dass den Menschen aus Italien so geholfen wird, aber das, so Brandau, passiere eher "in den Abgründen der sozialen Medien".
(mfu)
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